Preise des Fortschritts
Ein Sarg. Und ein Grab. Zwei Orte der Begegnung mit den Eltern, zwei Orte der Erforschung ihrer Lebensgeschichten in und für Deutschland (wie so viele Berliner Theaterabende in dieser Saison deutsche Familienbilder zeichnen). Die Gräber sind offen, die Ahnen untot. Ihr Denken, Fühlen und Handeln hat die Nachgeborenen tief geprägt.
Es sind zwei Theaterabende im Berliner Frühling, die sich in diesen Leichenschauen düsterer ausnehmen, als sie eigentlich sind: Am Gorki Theater läuft der lichtdurchflutete, von Härte wie Harmonie kündende Einwanderer-Roman «Unser Deutschlandmärchen» von Din -çer Güçyeter; im Deutschen Theater das Krimi -nalstück aus dem protestantisch kühlen Norden «Schimmelreiter / Hauke Haiens Tod» nach Theodor Storm, Andrea Paluch und Robert Habeck (ja, der grüne Bundeswirtschaftsminister Habeck und Ehemann von Paluch).
Im Gorki steht Taner Sahintürk als Dinçer geduckt am Zinksarg seiner Mutter. «Na, kannste ihn unter der Erde wieder bekochen», murmelt er Mama hinterher und verweist damit auf den Vater, der später kaum weiter eine Rolle spielen wird. Doch jetzt schleicht sich langsam eine Kindheitserinnerung heran: Wie der junge Dinçer einmal diesen Vater durch den ...
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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Aufführungen, Seite 14
von Christian Rakow
BERLIN, GROPIUS BAU
bis 14.7., Radical Playgrounds: From Competition to Collaboration.
Internationale Künstler:innen verwandeln den Parkplatz neben dem Gropius Bau in radikale Spielräume, auf denen u.a. Florentina Holzinger, Tomás Saraceno und Céline Con-dorelli einen elfwöchigen Kunstparcours unter dem Motto «From Competition to Collaboration» gestalten. Die von...
Stalin sitzt breitbeinig im Dampfbad. Unter seinem Handtuch wuchert ein Penismonster hervor, träge wie eine Würgeschlange. Ein groteskes Attribut der Tyrannenmacht. Holger Kunkel trägt das Geni-Teil angemessen selbstgefällig zur Schau, er verkörpert hier im Freiburger Großen Haus ja auch den obszönsten Grobian, unter dem die Sowjetunion im 20. Jahrhundert...
Mütter und wir haben keine Angst.» So erheben über zwanzig ukrainische, belarussische und polnische Frauen ihre Stimmen gegen den Krieg in der Ukraine. Sie alle sind geflohen, leben im Exil. Die polnische Theatermacherin Marta Górnicka hat mit ihnen einen Chor gegründet, am Teatr Powszechny in Warschau. In Kooperation mit dem Berliner Maxim Gorki Theater entstand...