Todestänzer und Drachentöter
Nein, dieser Weg ist nicht das Ziel. Eher das Gegenteil, ein zugiger Durchgangsort, an dem jeder, der hier gestrandet ist, so schnell wie möglich weiter will. Man kann das als handfeste Gesellschaftskritik zum Thema Flüchtlingspolitik verstehen oder auch eher poetisch-prinzipiell. «Camino Real», so der Titel von Tennessee Williams’ surrealer Szenenfolge, ist der Königsweg, aber auch die Straße der Wirklichkeit, ein Sprungbrett zu neuen Ufern und ein Sammelplatz für alle, die sonst nirgendwo mehr hingehören.
Für das amerikanische Publikum im Jahr 1953 war das auf jeden Fall eine Überforderung. Die Broadway-Uraufführung in der Regie von Elia Kazan löste mehr Verstörung als Verständnis aus. Es hagelte Verrisse, und das Stück gehört bis heute nicht zu den vielgespielten Klassikern des Südstaatendramatikers.
«Camino Real»: Traumbilder im Fluss
Für Williams enthielt jedoch gerade dieses Werk «nicht mehr und nicht weniger als meine Wahrnehmung der Zeit und der Welt, in der ich lebe», ein akribisch gestaltetes Chaos mit dem Ziel, dem Publikum sein «Gefühl von etwas Wildem, Ungezähmten zu vermitteln, das wie wildes Wasser über die Berge strömt oder wie vom Sturm zerzauste Wolken. Oder wie ...
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Theater heute Mai 2015
Rubrik: Aufführungen, Seite 23
von Silvia Stammen
Zunächst einmal konnte sich der Gesprächsgegenstand ordentlich auf die Schulter klopfen: Kaum ein Zuschauer, der zur Diskussionsveranstaltung «Die Publikumsmaschine» in der Berliner Akademie der Künste am Hanseatenweg erschienen war, dürfte sich je ein derart spektakuläres Bild von sich selbst gemacht haben, wie es – befragt von der Radiomoderatorin Anja Caspary –...
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