Stuttgarter Betriebsausflug
Drei Mörder-Ratten lehnen an der Reling eines Vergnügungsdampfers, und sie werden ganze Arbeit leisten: Kein Angestellter und auch kein Chef verlässt lebend diese Betriebsfeier! Das Thema Arbeit musste auf dem Theater schon lange einmal konsequent zu Ende gedacht werden. Spätestens seit Horváth hängt der Verlust des Arbeitsplatzes als Damoklesschwert über gefährdeten Menschen. Arbeitsverlust, Geldverlust, Sinnverlust, Identitätsverlust – so klingen die tristen Akkorde der Nichtbeschäftigung, die alle zusammen oder nacheinander ins Elend führen.
Wie schön kann vor diesem Unglück ein bisschen entfremdete Arbeit sein, ein geregelter Tagesablauf mit Stempeluhr und fiesem Vorgesetzten, der inneren Halt, übersichtliche Feindbilder, Fluchtträume, Urlaubswünsche und ein tägliches Kommunikationsminimum garantiert!
Zum Hören und Schauen: Sibylle Berg liest im selbstproduzierten Home-Video aus ihrem Stück «Hauptsache Arbeit».
Dass Arbeit noch in ihrer erniedrigendsten Ausführung ein schützenswertes Gut ist, umreißt den Grundgedanken von «Hauptsache Arbeit!». Hier träumt niemand mehr von Selbstverwirklichung, Aufstiegschance oder Beförderungsgerechtigkeit. Hier geht es nur noch ums ...
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Kaum einer bürstet derzeit das gute alte wellmade play so ausdauernd und radikal gegen den Strich wie der britische Dramatiker Dennis Kelly. Von vorne nach hinten erzählen – gut und schön, aber warum nicht mal von hinten nach vorn wie in «Liebe und Geld»? Dokumentarische Techniken einbauen durch Interviews und Recherche – sicher, ein Klassiker der modernen...
Das Leben ist wie ein Buster-Keaton-Film: brutal, todtraurig, verlogen, verzweifelt und komisch. Siegfried Kracauer sagte einst über diesen kleinen, schmalen Mann mit dem stoischen Gesichtsausdruck, er habe seine Beziehung zum Le-ben verloren. «Die vielen Gegenstände: Apparate, Baumstämme und Menschenkörper veranstalten ein Kesseltreiben mit ihm, er kennt sich...
Wenn man sich mal wieder richtig wohlfühlen will in seiner mittleren bundesdeutschen Durchschnittsexistenz, dann sind die neuen Stücke von Sibylle Berg ein schöner Anlass.
Zum Beispiel «Nur Nachts». So gegen vier Uhr morgens ist der körpereigene Serotoninspiegel zuverlässig an seinem tiefsten Punkt. Wer das Pech hat, um diese Zeit aufzuwachen, kann sich auf eine...