Best of Worst-of
Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen.
Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive» Feierstunde, die unter theoretischer Patenschaft von Robert Pfaller bis Jean-Luc Nancy die Genuss-Delegation als ultimative Entlastungsmaßnahme empfiehlt und klebrige Empathie-Behauptungen mit sozialen Differenz-Alternativen auskontert, hat durchaus Streitbarkeitspotenzial. Darüber, ob die lustige Attacke gegen den «jahrzehntelangen Terror des interaktiven Theaters» über ein bloßes Best-of-Pollesch hinausgeht, ist auf der Premierenparty genauso viel debattiert worden wie über den Reibungsmehrwert, den der grandiose Allein-Antiunterhalter Fabian Hinrichs dem Pollesch-Sound mit seiner neuartigen Mixtur aus Märchenonkel- und Predigerton abgewinnt.
Aber abgesehen davon, dass sich Streitbarkeit angesichts des steigenden Wellness-Trends bald schon zum «bemerkenswerten» Alleinstellungsmerkmal per se mausern dürfte und zudem ...
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So wollte man die teutschen Recken immer schon mal sehen: Filzige Gestalten mit langen ungewaschenen Haaren, die tumb in feuchten Wäldern oder untermöblierten Burgen hausen und sich in der Erfrischungspause hinterrücks den Speer ins Kreuz bohren. Held Siegfried (Peter Moltzen) streckt den Bierbauch vor und fällt durch üble Angeberei und eine penetrante Lache auf....
Es hätte die Saison der Aufbrüche und Neuanfänge werden können! Das gigantische Bäumchen-wechsel-dich-Spiel, das zu Beginn der laufenden Spielzeit zwischen Hamburg und Berlin, Wien und Zürich, Hannover und Dresden, Frankfurt und wieder Hamburg über die Grenzen hinweg inszeniert wurde, sorgte für ordentlich Wind und schürte große Erwartungen. Auch im Auswahlgremium...
Wenn man Stücke trinken könnte, dann hätte ich gerne eine Flasche vom Kirschgarten»: Tilmann Köhlers «Liebeserklärung an den Kirschgarten» kann man auf der Website des Dresdner Staatsschauspiels nachlesen, wo der junge Hausregisseur jetzt seinen ersten Tschechow inszeniert. Altmeister Wolfgang Engel hat sich indessen nach Weimar begeben, wo er den Verschwörungen in...
