Triebstau und Lachgas
Gute Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin. Deshalb lässt Frank Wedekind seine Lulu durch die Weltstädte Wien, Paris und London wirbeln. Wobei es überall um zunehmend fatalere Variationen desselben geht: Sex, Liebe, Lust – oder die Idee davon. Lulu, dieser Inbegriff des Begehrens, erzählt wenig über Frauen und viel über Männerfantasien. Jeder der Herren, dem Lulu im Laufe von fünf Akten begegnet, betrachtet sie in irgendeiner Weise als sein Eigentum, das er nach Belieben umbenennen, benutzen und vorführen kann.
Dem einen dient sie als Tanzäffchen, dem anderen soll sie Kindsmutter sein, der dritte frönt ihrem Körper in einer Daueraffäre, der vierte nutzt sie als Geldquelle, der fünfte lebt an ihr seine unterversorgte Libido aus. Sie ist der jeweils fleischgewordene Traum – der schließlich zum Albtraum wird, denn von Lulu trennt nur der Tod.
In Stephan Kimmigs Frankfurter Inszenierung, der die vulgärfreche Wedekindsche Urfassung der «Lulu»-Stücke zugrunde liegt, ist die Protagonistin allerdings keine Femme fatale, sondern ein schmales, bleiches Geschöpfchen, das in einem Moment der Verzweiflung nahe, im nächsten vor Energie zu platzen scheint. Neben Kathleen Morgeneyers ...
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Welch eine Verheißung: «Sie müssen das, was Sie lieben, nicht mehr selber machen. Hier geht es» – denn was ist Gefühlsproduktion schließlich anderes als harte Wertschöpfungsmaloche – «um Arbeitserleichterung!» An die Formulierung derart revolutionärer Utopien hat sich das Theater mindestens seit Brecht nicht mehr gewagt!
Im Ernst: René Polleschs «interpassive»...
Was für eine seltsame, singuläre Karriere, die sich da zwischen den Theatern von Kassel oder Oberhausen, Berlin und Hamburg, den Opern von Amsterdam oder Paris und Filmretrospektiven in Locarno, Rom und New York bewegt hat!
Werner Schroeter war von Beginn an und blieb bis zuletzt ein Sonderfall – als Filmemacher des deutschen Autorenkinos, als Bühnenregisseur des...
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