
Foto: Thomas Aurin
Stuttgart: Familientanker außer Kurs
Am 7. und 26. April 2017
Sie ist wie ein sinkendes Schiff, diese Familie Tyrone. Ein Ozeandampfer, ehemals pracht- und hoffnungsvoll, der nun mit Schlagseite im Wasser hängt. Vater James ein abgehalfterter Tourneeschauspieler, Sohn Jamie im Dauersuff, Mutter Mary an der Nadel und das längst erwachsene Nesthäkchen Edmund mit unheilvollem Bluthusten. Bühnenbreit und meterhoch haben Armin Petras und sein Szenograf Aleksander Denic die Metapher vom untergehenden Schiff über die Inszenierung gestülpt.
Immer dann, wenn sich die Drehbühne wegdreht vom Inneren des Familiendomizils und dessen Rückseite zeigt, sieht man die Bordwand eines riesigen Dampfers, dessen Name vielsagend auf einem Rettungsboot prangt: Titanic. Die sank, wie allgemein bekannt, 1912, und in eben jenem Jahr spielt auch Eugene O’Neills Drama «Eines langen Tages Reise in die Nacht». Es ist sein berühmtestes Stück und spiegelt in seiner realistischen Düsterkeit und den familiären Details die Biografie des Autors, der selbst mit Alkohol und Tuberkulose kämpfte.
Am Stuttgarter Schauspiel prangt über dem Haus der Tyrones das Logo der «Standard Oil Company», jenes einst weltweit größten Raffinerie-Unternehmens, das den Reichtum der legendären ...
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Theater heute April 2017
Rubrik: Chronik, Seite 59
von Kristin Becker
Aachen, Grenzlandtheater
24. Zeller, Eine Stunde Ruhe
R. Werner Tritzschler
Aachen, Theater
8. Tschechow, Der Kirschgarten
R. Elina Finkel
Altenburg/Gera, TPT
23. Williams, Endstation Sehnsucht
R. Akillas Karazissis (Altenburg)
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
2. nach Pollack, Wie im Himmel
R. Tamara Korber
Augsburg, Sensemble Theater
29. Lausund, Bin nebenan
R. Jörg...
Personen
Anton
Karin
Ihre Tochter Martina (ca. 7 Jahre alt)
Oskar
Jessica, Oskars Freundin
Erster Teil
Eine Küche. Anton und seine Tochter Martina. Martina sitzt an einem Tisch, allein, vor ihr
ein voller Teller mit Fleischstücken und Kartoffelpüree. Sie hat den Kopf gesenkt, isst nicht.
Anton steht an der Spüle, Hände verschränkt.
Anton Wir können gern den ganzen Tag so...
Nach zwei Stunden und 50 Minuten erreicht diese letzte Inszenierung von Frank Castorf als Intendant der Volksbühne ihren Give-the-people-what-they-want-Gipfel – geizig war sie mit Höhepunkten schon vorher nicht gewesen. Und wir, the people (as in Volksbühne), sind begeistert. Magie und Plötzlichkeit, funky Bläserfanfaren, Hedonismus und Hexerei und viel...