Sibylle Berg: UND SICHER IST MIT MIR DIE WELT VERSCHWUNDEN
Das Ende der Serie
Text für eine oder mehrere F
PROLOG
Da sind Sie wohl zu spät gekommen:
Das Bett ist leer, die Mutter tot.
Sie liegt erkaltet schon im Keller,
doch vielleicht klebt sie noch hier,
da oben an der Decke maybe –
sie starb heut Morgen gegen vier.
Sie hat sehr grauenhaft gelitten,
so einsam, kalt, verlassen hier,
sie hat nach Ihnen noch gerufen –
der Name fiel ihr nicht mehr ein –
wir lassen Sie jetzt kurz alleine,
Sie müssen stark betroffen sein.
Selbst wenn Sie jetzt nicht daran glauben,
die Welt, die wird sich weiterdrehn.
Es wird bald wieder Frühling werden,
als sei der Tod und dieses Grauen
ganz einfach nie und nicht geschehn,
als habe diese eine Leiche
niemals geweint, geliebt, gelacht –
als wäre sie nie dagewesen,
als hätten alle ihre Jahre, ihr Sein ganz einfach
nichts gemacht.
Sehen Sie mich?
Ich schwebe da oben an der Decke.
Unten das Intensivpflegezimmer, pro Monat 20.000, leises Lachen, wenn ich noch dazu in der Lage wäre. Ein leeres
Bett, vor dem steht meine Tochter und versucht sich in einem traurigen
Gefühl. Stichwort: Seit ein paar Jahren keinen Kontakt mehr, Stichwort: Mutter starb alleine, Stichwort: Erbschaft?
Sie müsste sich jetzt schlecht fühlen, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Theater heute Oktober 2020
Rubrik: Stückabdruck, Seite 99
von
Der Eisbär hat keine Zukunft. Das Überleben des weltgrößten Landraubtiers ist akut gefährdet, weil die Klimakatastrophe das arktische Eis schmelzen lässt, was dem Tier den Zugang zu seinen Jagdgründen verwehrt. Der Eisbär wird also aus seinem Habitat vertrieben, und wo er stattdessen unterkommen soll, ist noch nicht ausgemacht. Er wird schon was finden. Oder auch...
Es ist Sommer. Es ist Pandemie. Das Theater menschenleer. «Es wird nie wieder so sein wie früher», orakelt einem die strenge Stimme in die Ohren, während man sich, mit ipod und Kopfhörern ausgerüstet, auf eine interaktive Reise durchs Stuttgarter Schauspielhaus begibt – je eine Person im 5-Minuten-Abstand. Der Regisseur Stefan Kaegi vom Theaterkollektiv Rimini...
Take that, Corona! Martin Kušej mag es zwar nicht, wenn man das Burgtheater verkürzt «die Burg» nennt, wie es die Wienerinnen und Wiener gern liebevoll tun, aber eine unwirtliche Festung war seine Eröffnungspremiere trotzdem. Burg passt eigentlich perfekt zu Kušejs martialischen Inszenierungen. Stattliche dreieinhalb Stunden inklusive Pause dauerte seine gewohnt...