Kulturpolitik Der letzte Kampf?

In Budapest versucht das Regime, jetzt auch die Theater- und Film-Universität zu übernehmen

Der Austausch der Kulturverantwortlichen in Ungarn, «Elitenwechsel» genannt, hat eine letzte Etappe erreicht: die (im Ungarischen gut deutsch «Einstand» genannte) Übernahme der Budapester Theater- und Film-Universität (SZFE) in diesem Sommer durch die regierungsnahe «Stiftung für Theater und Filmkunst». Man kann das als Fortsetzung des vom Orbán-Regime propagierten «Kulturkampfs» sehen, aber von einem Kampf kann kaum noch die Rede sein: Das ist kein Kampf gleich starker Gegner, sondern ein Bombenteppich des Regimes.

Die Übernahme der Akademie geschah sehr plötzlich, in einem Prozess, der euphemistisch «Wechsel des Institutionenmodells» genannt wird. Der aber nichts anderes als eine Privatisierung ist: Der Staat gibt die Universität in die Hände einer Stiftung. Das widerfährt zur Zeit zahlreichen Universitäten, aber noch nie war die politische Botschaft so klar.

Schon lange wurde die Akademie von Theaterleuten kritisiert, nicht zuletzt von Attila Vidnyánszky; er leitet seit 2013 das Nationaltheater und wurde in einem umstrittenen Prozess als ordentlicher Professor und Direktor an die konkurrierende (aber weit weniger angesehene) Theaterakademie in der Stadt Kaposvár berufen. ...

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Theater heute Oktober 2020
Rubrik: Magazin, Seite 70
von Andrea Tompa

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