Selbst ist der Gott
Götter sind nach wie vor sehr beliebt, besonders unter (Video-)Gamern. Es gibt sogar ein eigenes Spiele -genre, die Göttersimulation. Dort darf man sich eine eigene Welt bauen nach selbstgewählten, natürlich vorgegebenen Regeln. Endlich Gott spielen, auch wenn es im realen Leben nicht immer so ganz klappt. Alles kostet natürlich, das Land, die Städte, die Befehlsgewalten. Wie im richtigen Leben. Man findet sich schnell zurecht. Schließlich sind die virtuellen Welten auch von lebensechten Menschen vorprogrammiert worden.
In Emre Akals «Göttersimulation» haben sich acht Jugendliche als Avatare in ein solches Spiel eingeloggt, sich fantasievolle Gött:innennamen gewählt und versenden auf großer Kammerspiele-Bühne, was sie umtreibt. Es geht um Mobbing, die ungeliebte Schule, das Leben im Hochhaus, über Narben, das Erben, über Schuld, Nachhaltigkeit, Diskriminierung, Politikverdrossenheit, Kapitalismus, eine bessere Welt. Alles bleibt etwas ungefähr, selten findet sich ein zusammenhängender Gedanke, eher dunkle Andeutungen und Buzzwords, die aufgerufen werden und herumschwirren. Selbst ihre Wut bleibt überraschend freundlich. Von Zeit zu Zeit schaltet sich noch eine Mutterstimme ein, ...
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Theater heute 1 2023
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Franz Wille
Im Mai 1972 machte die Rote Armee Fraktion unmissverständlich klar, dass sie nicht nur Banken, sondern auch Sprengstoff kann. Sie bombte sich mit sechs Anschlägen ins Bewusstsein der westlichen Wertegemeinschaft, einer der Anschläge galt dem Hauptquartier der United States Army Europe and Seventh Army (USAREUR). Auf einem Parkplatz des Headquarter, in dem die...
«Ich mache keinen Krieg mehr. Es ist gut, dass ich hierhergekommen bin, zu einer Stelle der Welt, wo ich nachdenken konnte, drei Minuten lang. Jetzt können wir weggehn.» Länger braucht Bertolt Brechts Erster-Weltkriegssoldat Fatzer nicht, um sich gegen das Töten, fürs Desertieren zu entscheiden. Wesentlich länger dauerte es auf der Bühne der Mülheimer Stadthalle...
Eva Behrendt Fangen wir vorne an! Aus welchem englischen Titel haben Sie, Maren Kames, «Bühnenbeschimpfung» übersetzt?
Maren Kames Den englischen Titel habe ich diesmal tatsächlich zum ersten Mal in der Ankündigung auf der Suhrkamp-Homepage gesehen, nachdem die Übersetzung lang abgeschlossen war. Vorher wusste ich gar nicht, dass es überhaupt einen englischen...