Rache ist Blutwurst
Es gibt da nichts zu beschönigen. Schon das erste Drittel des letzten Säkulums hätte gereicht, um dem Titel «Jahrhundert der Katastrophen» traurige Ehre zu machen.
Der französische Arzt und Skandalautor Louis-Ferdinand Céline war der erste, der das in seinem 1932 erschienenen Debutroman «Reise ans Ende der Nacht» schonungslos verkündete, mit einer Sprache, die wie eine schmutzige Handgranate voller Zynismus, galligem Humor und ohne jeden Funken pathetischer Beschwichtigung in den Händen der literarischen Welt explodierte und ihm die Bewunderung vor allem auch der linken Prominenz eintrug.
Céline, das räudige Genie, der Judenhasser, als der er sich bald darauf entpuppte, und spätere Nazi-Kollaborateur, holt darin gleich zu Beginn seiner literarischen Laufbahn zu einem Rundumschlag aus, schickt sein Alter Ego, den Medizinstudenten Ferdinand Bardamu, als Freiwilligen in den Ersten Weltkrieg, den er als menschenverachtende Absurdität erlebt, entlarvt die obszöne Fratze des Kolonialismus in Afrika und die stumpfsinnige Ausbeutung der Arbeiter an den Fließbändern der amerikanischen Autoindustrie, bis er seinen angstgetriebenen Helden als Armenarzt – der er auch selbst zeitweise war – ...
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Theater heute Dezember 2013
Rubrik: Starts/Aufführungen, Seite 28
von Silvia Stammen
1./Sonntag
11.45, arte: Square: Peter Stein im Gespräch mit Vincent Josse und Anja Höfer
8./Sonntag
23.20, arte: Mahlermania: Nico and the Navigators, Regie Nicola Hümpel
22./Sonntag
23.05, arte: Gala zur Wiedereröffnung des Mariinski-Theaters in St. Petersburg
25./Mittwoch
16.00, 3sat: Les Misérables – Gefangene des Schicksals Spielfilm (2000) nach Victor Hugo, mit John...
«Die Eingeschlossenen» endet wie schon einige Stücke der Hamburger Gruppe Ligna: mit Zuschauern, die im Halbdunkel auf dem Boden liegen, an die Decke starren und das Geschehene nachhallen lassen. Was während der vergangenen Stunde passiert ist, stellt allerdings eine Neuerung im Ligna-Kosmos dar. Verstrickten Ole Frahm, Michael Hüners und Torsten Michaelsen...
Der Abend zerfällt in zwei Teile. In jenen vor der Ermordung des österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinand und dessen Frau Sophie und jenen nach dem Attentat. Der erste Teil: nervös, aufbrausend. Der zweite Teil: lähmend, vor sich hin siechend. Dazwischen: ein schwarzes Loch. Es klafft wie eine große Leerstelle in Biljana Srbljanovic’ neuem Stück, auch wenn...