Paranormale Phänomene

Michael Frayn «Der nackte Wahnsinn», Samantha Schweblin «Das Gift» im Schauspielhaus Hannover, Ballhof 2

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«Von hinten war es lustiger als von vorne», sagte der britische Dramatiker Michael Frayn, als er von der Seitenbühne aus eine Aufführung seines Stücks sah. Davon inspiriert, schrieb er «Der nackte Wahnsinn». Vor 40 Jahren wurde die Komödie in London uraufgeführt, 1992 in der Regie von Peter Bogdanovic verfilmt, mittlerweile ist sie Kult. Ein verdammt schlechtes Tourneetheater-Ensemble führt darin eine verdammt schlechte Verwechslungskomödie auf. Oder versucht es zumindest. Denn tatsächlich sieht man in den drei Akten des Stücks jeweils nur den 1. Akt dieser Binnenkomödie.

Zunächst bei der chaotischen Generalprobe, dann, aus der ereignisreichen non-verbalen Backstage-Perspektive, bei einer hektischen Aufführung und schließlich bei der komplett missglückten Dernière. 

Mit Slapstick, großem Tempo und exaktem Timing feiert «Der nackte Wahnsinn» das Spiel mit wechselnden Perspektiven zwischen Wahrheit und Fiktion. Anne Lenk hat das Boulevardstück in Hannover auf die große Bühne gebracht, in einer aufgefrischten Fassung mit zarten Textverschiebungen und einigen Anspielungen auf die Theatergegenwart. Viel mehr lässt sich an diesem Stück auch nicht rütteln, das hauptsächlich von plumpen ...

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Theater heute Februar 2023
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Katrin Ullmann

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