Oh mein Papa!
Odysseus bleibt 20 Jahre von zuhause fort: Erst führt er Krieg gegen Troja, dann irrt er auf den Weltmeeren und in den Betten von Calypso und Kirke umher. Seine Gattin Penelope hält ihm 20 Jahre lang die Treue und die über hundert Freier, die sie umschwärmen, auf Distanz. So weit, so bekannt. Aber wie geht es eigentlich Telemach, dem gemeinsamen Sohn? Der ist in dieser Zeit vom Säugling zum Mann geworden und hat keine Ahnung, wer sein Vater ist.
Ein furchtloser Held? Ein rücksichtsloser Abenteurer? Ein weitsichtiger Anführer?
Telemachs Suche nach einem Vaterbild dominiert den ersten Teil von «Last Exit Ithaka». In bunten Odyssee-Assoziationen, die Regisseur Ulf Otto und Dramaturg Christian Holtzhauer mit jungen Schauspielkräften von der Hochschule für Musik und darstellende Kunst erarbeitet haben, führt die Partygesellschaft um Penelope dem sich ausgrenzenden Telemach (Folkert Dücker) ein Best-Of aus den Irrfahrten seines Vaters vor, etwa indem ein Freier (Martin Weigel) mit Affenmaske und Mikrofon den Kyklopen gibt, dem die Magd (Sonja Dengler) mit aufgesetzter Großspurigkeit entgegentritt. Auch wenn man sich die Zeit schön dekadent mit Sekt und Sirtaki, zotigen Liedchen und viel ...
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Grazer Fußballfans gingen in diesem Herbst durch die Hölle: Ende Oktober musste der schwer verschuldete Verein Sturm Graz Konkurs anmelden – dabei spielte man noch vor ein paar Jahren in der Champions League. Grazer Theaterfans hingegen können sich über den Herbst nicht beklagen. Genauer gesagt: den Steirischen Herbst. Zwar war auch das traditionsreiche Festival...
Die Glanzzeit des P.S. 122, der ehrwürdigen East-Village-Institution für experimentelles Theater, war schon lange vorbei, als vor zwei Jahren unter anfänglich großen Protesten der Australier Vallejo Gantner die künstlerische Leitung des Hauses übernahm. Gantner kündigte an, dass er das P.S. 122 wirtschaftlich rentabler machen und für interkulturellen Austausch...
Wenn Freunde und Weggefährten sich an ihn erinnern, dann sprechen sie voller Zärtlichkeit von einem Wüstling. Von einem, so klingt das manchmal, der längst verloren war, bevor sie ihn verloren haben. Der rabiat mit sich und mit anderen umsprang und dabei höchst empfindsam – und empfindlich – war.
Mit Dieter Roth, dem 1998 verstorbenen vielseitigen Künstler,...