Niemandes Geschöpf

Die Schauspielerin Eva Löbau ist zwischen Film und Freiem Theater einen sehr eigenwilligen Weg gegangen

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Was für ein Trip! In den gut zweieinhalb Stunden, die die Performance «Nächstes Jahr in Tskaltubo» im Berliner Theaterdiscounter dauert, haben die Regisseurin und Schauspielerin Eva Löbau, der Videokünstler Philipp Haupt sowie ihre zwei georgischen Gastspielerinnen das Publikum nicht nur mit Videobildern, Fundstücken, Interviewschnipseln, Gästebucheinträgen, Reiseberichten und einer selbstkritischen Projektreflexion in das einstige Sowjet-Sanatorium Schachtjor im georgischen Tskaltubo eingeführt.

In großen Assoziationssprüngen haben sie außerdem den Kalten Krieg, die Nuklearkatastrophe von Tschernobyl und die deutsch-deutsche Wiedervereinigung aus Schülerinnenperspektive durchgearbeitet sowie ein verlassenes Parallelsanatorium im Schwarzwald aufgetan, wo Eva Löbau seit letztem Herbst als «Tatort»-Kommissarin Franziska Tobler ermittelt.

Einmal Ausufern bitte!

Obwohl sich die Faszination für die verblichene sozialistische Erholungskultur auf der improvisierten Bühne zwischen Klavier und Technik-Pult unbedingt vermittelt, hätte «Nächstes Jahr in Tskaltubo» ein gewisser Killerinstinkt in Sachen Darlings gut getan. Doch im Berliner Café Bravo, wo wir uns zum Gespräch treffen, insistiert ...

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Theater heute April 2018
Rubrik: Akteure, Seite 36
von Eva Behrendt

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