Mordor im Plastikmüll

Shakespeare «Der Sturm» im Deutschen Nationaltheater Weimar

Dunkel und drohend, gehauen aus schwarzen Felsen steht er da, der Turm der Prospera. Er erinnert wohl nicht zufällig an Barad-dur, den Turm Saurons aus dem «Herr der Ringe», von dem aus der dunkle Herrscher Mittelerde mit seinem magischen Auge überwacht. In Weimar thront ein leuchtender, farbwechselnder Ring als Symbol des Zauberbanns über allem. Prospera wacht mit Argusaugen über ihre Insel, an deren Ufer an der Vorbühne nur noch weißes Plastik angespült wird.

Hier haben die ebenso weißgekleideten italienischen Adeligen ihre Spielfläche, während die Inselbewohner in Schwarz, das mit glitzernden Elementen angereichert ist, daherkommen. Bühnenbildner Philip Rubner und Kostümbildnerin Miriam Schubach haben einiges an optischer Opulenz aufgefahren, und da wird im Laufe des Abend auch noch manches kommen. 

Eine produktive Arbeitsvorlage für die Weimarer Hausregisseurin Swaantje Lena Kleff, um die verschiedenen Stränge und Beziehungsgeflechte von Shakepeares letztem Stück mit viel musikalischem und optischem Wumms in nur zwei Stunden und in der klaren Übersetzung von Frank Günther zu erzählen. Ludwig Peter Müller liefert dazu einen originellen Soundtrack voll pompösem Chorgesang, ...

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Theater heute 7 2022
Rubrik: Chronik, Seite 63
von Torben Ibs

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