Mein Nachruf zu Lebzeiten
Der Tabubruch ist ja noch immer präsent. Auch weil er damals in aller medialen Breite stattgefunden hat – über die eigene Krankheit zum Tode, letztlich über die eigenen Vorbereitungen auf das Sterben sprach und schrieb Christoph Schlingensief, wie das noch niemand zuvor getan hatte.
Und er forcierte Lebenslust und Todesbeschwörung sicher auch mit Blick auf die eigenen Verzweiflungen – immerzu damit umzugehen, das schien als eine Art Vademecum gedacht zu sein, als eine Art Imprägnierung gegen die kalten Unwettergüsse bei jeder neuen schlechten Nachricht aus den medizinischen Abteilungen.
Wer dem wichtigsten Einzelgänger zwischen den Künsten folgen mochte in jener Zeit, speziell nach dem Ausflug mit Wagners «Fliegendem Holländer» nach Manaus und in den brasilianischen Amazonas-Urwald, mag Schlingensiefs letzte Arbeiten wie verhext erlebt und durchlitten haben: etwa «Mea Culpa» am Wiener Burgtheater oder Lesungen und Performances mit dem Material aus den eigenen Sterbe-Tagebüchern. Dann aber war es so weit, vorhergesehen und doch überraschend – alle schamanische Beschwörung hatte nichts geholfen. Im August vor zehn Jahren starb Christoph Schlingensief; am 24. Oktober letzten Jahres ...
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Theater heute Februar 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 50
von Michael Laages
Nun sind die Theater wieder geschlossen und niemand weiß, ob sie in diesem pandemischen Winter wieder ihre Türen werden öffnen können. Eine geeignete Sofa-Lektüre für Theaterliebende als Überbrückungshilfe: die bislang zweiteilige Reihe «Postdramatisches Theater in Portraits», die im Alexander Verlag erscheint. Kleine, handliche Bändchen für Liebhaber*innen und...
Wolfgang Schuch verdanke ich seit langem schon sehr viel. Sein Verlust berührt mich tief, insbesondere weil er einer der ersten Theaterleute außerhalb Kataloniens war, der sich für unsere Dramatik interessierte, sie verstand und wertschätzte. Was gleichermaßen auch für unsere Sprache gilt, für unsere ganze Art, zu sein und zu handeln, für die katalanische Kultur....
Klaus Dermutz Frau Lampe, Sie wurden in Flensburg geboren. Was machten Ihre Eltern?
Jutta Lampe Meine Mutter war auch in Flensburg geboren worden. Mein Vater war bei der Marine. Wir zogen 1939/40 nach Kiel, weil er dorthin musste. Mein Vater ging in den Krieg. Er war wenig, wenig zu Hause. Ich war das erste Kind, nach eineinviertel Jahren kam schon mein Bruder. Und...