Leistungsfähig, aber lebensunfähig
Felicia Zellers neuer Text führt unmittelbar in den ganz normalen Wahnsinn der gegenwärtigen, immer schneller werdenden Arbeitswelt und beschreibt dabei bestimmte Formen von Normalität, wie sie sich in unserer modernen Gesellschaft zunehmend etablieren: Normal ist, dass man sich fast ausschließlich nach Menge und Qualität geleisteter Arbeit beurteilt. Normal ist, dass man sich in seiner Arbeit selbst verwirklicht. Normal ist, dass man sich uneingeschränkt mit ihr identifiziert.
Normal ist, dass zwischen Arbeit und Freizeit kaum mehr unterschieden wird – Arbeit ist nicht mehr das halbe, sondern das ganze Leben. Das ursprüngliche Privatleben weicht der permanenten beruflichen Verfügbarkeit, und der will man nicht im Weg stehen. Die Kontrolle von außen ist enorm, und trotzdem soll jene Selbstaufgabe als Freiheit begriffen werden. Eine clevere Finte der gegenwärtigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung, die Menschen mit Haut und Haar im kapitalistischen Verwertungszusammenhang aufgehen lässt. Enthusiastisch, engagiert, kreativ, leistungsorientiert – auch leidend, aber das gehört dazu.
So auch für Managerin Anne, Bildhauer Peter und Koch Holger, drei Freunde auf dem Höhepunkt ihrer ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 171
von Sibylle Baschung
Wenn es einen Wunsch gibt, der innerhalb der Gegenwartskultur die Grenzen des Verstehbaren sprengt, dann wäre es der, nicht kreativ sein zu wollen. Dies gilt für Individuen ebenso wie für Institutionen. Nicht kreativ sein zu können, ist eine problematische, aber eventuell zu heilende und mit geduldigem Training zu überwindende Schwäche. Aber nicht kreativ sein zu...
Die Kinder der Perestroika sind Moltschanows Protagonisten. Junge Russen, die ein existenzielles Bedürfnis verspüren, ihre Gedanken und Gefühle einer Welt entgegenzuknallen, die täglich roher und zugleich komplexer wird, die ihnen mehr und mehr entgleitet und sie permanent überfordert. Als im März dieses Jahres Putin zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt wurde,...
Schauspiel ist die Kunst des Moments, es soll hier und jetzt entstehen. Auch wenn eine Vorstellung schon 50 Mal gespielt wurde, soll es für das Publikum das erste Mal sein, dass der Schauspieler den Text spricht. Deswegen sage ich oft zu den Schauspielern: Spielt durch die Form hindurch, die Form soll dich nicht hemmen. Die Rückseite der Form soll klar, das Denken...