Künstler mit Hinterland
Ich habe ihn das erste Mal kennengelernt, da erschien er als Besucher auf einer Probe am Schauspielhaus Bochum. Er schaute dem Treiben zu, auf einem Stuhl hinter dem Rücken des Regisseurs, hatte eine sehr gesunde Gesichtsfarbe und war ein ungewöhnlich freundlich wirkender junger Mann. In meiner Fantasie wirkt es heute so, als hätte er auf Matthias Hartmanns Probe einen Apfel gegessen. Er suchte keine Arbeit.
Ob er ein Angebot vom Intendanten hatte? Ich kann es nicht mehr sagen, aber ich weiß noch, wie es mich erstaunte, dass ein fremder Schauspieler vorbeischaut und hineinschnuppert in einen fremden Betrieb. Als ich in der Probenpause fragte, ob er in unserem Haus spielen möchte, wiegte er sich hin und her und raus aus der Frage, ja, vielleicht eine Sache – aber in ein Ensemble gehen – lieber nicht. Da hatte er die Volksbühne gerade hinter sich. Und was ihn für Rollen interessieren? Kann er nicht sagen. Er denkt nicht so, in Rollen, oder mit welchen Regisseuren er arbeiten will. Sagt er, und lächelt kerngesund. Da wollte einer nichts. Sich einen Eindruck verschaffen und wissen, worum es uns geht am Theater. Ernsthaft, genau diese Frage, deshalb war er gekommen. Der war neugierig ...
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Theater heute April 2014
Rubrik: Akteure, Seite 36
von Thomas Oberender
Aachen, Grenzlandtheater
27. Wilde, Bunbury
R. Ulrich Wiggers
Aachen, Theater
5. Schindler, Zirkus Furioso
R. Mazdak Tavassoli
Aalen, Theater der Stadt
5. Hensel, Ja, Brigitte! Ja! Ja! Ja! (U)
R. Katja Lillith Leinenweber
Altenburg/Gera, TPT
5. nach Herrndorf, Tschick
R. Anne Keßler
Annaberg, Eduard-von-Winterstein-Theater
21. Russell, Shirley Valentine oder
Die heilige Johanna...
An einem Januarmorgen streben erstaunlich viele Menschen über die wenig befahrene Lafayette Street zum Public Theatre. In der Mitte des überfüllten Foyers stehen Mark Russell, künstlerischer Direktor des Festivals «Under The Radar», und Meiyin Wang, seine Ko-Direktorin. Mit der nordamerikanischen Mischung aus Enthusiasmus und Pragmatik werden hundert Produzenten...
Am Ende von Peter Handkes biografischem Porträt seiner Mutter, die 1971 Selbstmord beging, fliegt der Ich-Erzähler, der gerade die Todesnachricht erhalten hat, zurück nach Österreich. «Beim Zeitungslesen, Biertrinken, Aus-dem-Fenster-Schauen verging ich allmählich in einem müden, unpersönlichen Wohlgefühl», heißt es in «Wunschloses Unglück». «Ja, dachte ich immer...