Kleiner Mann vorm großen Mann
Der vorletzte Frankfurter Auftritt von Michael Thalheimer war gewichtig. Er begann in der tieferen Finsternis, die sozusagen der natürliche Zustand der riesigen Frankfurter Bühne ist, mit schweren Schritten und Schlagschatten. Die Schauspielerin Josefin Platt setzte donnernd einen Fuß vor den anderen, und jedes Mal knallte der Kothurn. Es war der passende Auftakt zu einer «Medea» mit tragischer Wucht.
Jetzt hat Thalheimer, wieder Frankfurt, Hans Falladas Kleineleuteklassiker «Kleiner Mann, was nun?» von 1932 in Szene gesetzt, die Geschichte von Pinneberg und Lämmchen aus der großen Weltwirtschaftskrise Anfang der dreißiger Jahre, der Mutter aller Krisen. Der Roman macht nicht nur die Not der Arbeitslosigkeit deutlich, das Buch holt auch aus der Krise raus, was an Emotion in ihr drin steckt.
Luk Perceval hatte in seiner Inszenierung vor vier Jahren in München den Roman ganz aus der Gutgläubigkeit von Pinneberg und vor allem Lämmchen entwickelt. Die Aufführung war der lange ausgehaltene Glaube an die kleinen Möglichkeiten, an die Kraft des Naiven, von Paul Herwig und vor allem Annette Paulmann herzzerreißend zuversichtlich gespielt. «Wir werden das schon schaffen» stand implizit über ...
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Theater heute März 2013
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Peter Michalzik
Die Ehe war zu Racines Zeiten keine Angelegenheit romantischer Selbstverwirklichung, sondern eine Staatsaktion, zumindest in den höheren Ständen. Entsprechend problematisch war die Liebe, die als bestenfalls nachgeordneter Effekt den pragmatischeren Zwecken des Zwischenmenschlichen besser nicht in die Quere zu kommen hatte. Der Mensch des Ancien Régime fühlte sich...
Zuletzt hatte er viele Jahre lang einen Parkplatz über dem Kopf. Dabei war sein letzter Satz laut Shakespeare «Ein Königreich für ein Pferd». Selbst für Freunde des englischen Humors geht das ein bisschen weit.
Richard III. ist nicht nur der berühmteste Königsschurke des elisabethanischen Theaters, er hatte auch ein reales Vorleben. In Sachen Kriegshandwerk hielt...
Alceste hat eine Portion üble Laune gefrühstückt. Jetzt kotzt er sich aus. Gründlich, wenn auch ohne Grund. Einen Anlass braucht Alceste nicht, prinzipielle Abscheu gegen Freund und Feind genügt völlig, nicht umsonst ist er als Molières «Menschenfeind» bekannt.
Michael Maertens hat für seinen Zürcher Alceste die Misanthropie in der Tat in sich hineingefressen....