Keiner wie er
Da ist er also, der Theatermann, von dem wir in den letzten Monaten so viel gelesen haben. Ein Machthaber vor dem Herrn, der sich allerdings weder Mantel noch Schuhe selber ausziehen kann, der Frittatensuppe und Mineralwasser, aber auch einen ganzen Stab Gehorchender und Dienender braucht, um überhaupt zurechtzukommen in der Welt.
Ein Subjekt, das sich selbst große Sensibilität attestiert, diese aber im Umgang mit allen anderen Menschen vollkommen missen lässt, die ihm alle Dienende sind, Objekte – seine lungenkranke Frau Agathe beispielsweise, eine stumme Rolle, hohläugig geschminkt, unterwürfig, scheinbar tumb, ob ihres angeblichen Mangels an Talent und Intelligenz pausenlos beschimpft und verspottet von ihrem Gatten: «Der einzige Reiz an dir ist der Hustenreiz.» Ist Bruscon doch ein Auserwählter, ein Übermensch: Staatsschauspieler, Autor und Regisseur in Personalunion, selbsterklärtermaßen genialisch, nur von den Unbilden des Schicksals (sprich: der Ökonomie) in die Provinz geweht. Sein Theater ist ein Grenzgang, auch wenn es bloß die Grenzen der anderen sind, die permanent überschritten werden: «Frauen machen Theater, die Männer sind Theater.»
Theatermacher wie dieser sind ...
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Theater heute Oktober 2021
Rubrik: Chronik, Seite 49
von Esther Boldt
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Die Theaterzeitschrift im 62. Jahrgang
Gegründet von Erhard Friedrich und Henning Rischbieter
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Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
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Was schenkt man jemandem, der schon alles gesehen hat? Die Salzburger Festspiele wollten ihr Publikum zum 100-jährigen Jubiläum mit einem unbekannten Stück des Festspielgründers Hugo von Hofmannsthal überraschen: «Das Bergwerk von Falun», 1899 verfasst und zu Lebzeiten des Autors unveröffentlicht, war bisher nur wirklich guten Kennern von Hofmannsthals Werk ein...
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