Keimzelle Keller
Kleine Geschenke erhalten die Freundschaft, sagt der Volksmund, was aber auch als subtiler Hinweis darauf verstanden werden kann, dass Geben und Nehmen kompliziert sind, denn zur Gabe gehört die angemessene Erwiderung: Genügt ein Lächeln? Muss mein Gegengeschenk den Wert des ersten womöglich übersteigen? Verpflichtet es mich vielleicht sogar ein Leben lang?
Hier sind giftige Ingredienzen vergraben, die die englische Übersetzung des Wortes Gabe buchstäblich wiedergibt.
Am unheilvollsten hat sich den Trojanern das Geschenk der Danaer erwiesen, das hölzerne Pferd, das in sich, unsichtbar verborgen, eine tödliche Ladung transportierte. Im neuen Stück von Händl Klaus finden sich einige solcher Danaergeschenke: die Einrichtung eines Erfrischungsraumes, der sich als Todeszone entpuppt, ein frisch bezogenes Bett, in dem möglicherweise Inzest stattgefunden hat, die Einladung zu einer intimen Waschung, der ein Mord vorausgehen soll, eine Schatzkarte, die in den Tod führt. Man kann aber auch das gesamte Stück als eine Gabe betrachten, die mit vielen scheinbar harmlosen Verpackungen ummantelt ist, die beim Abtragen nach und nach einen unheimlichen, gespenstischen Kern offenbaren.
Erfrischungs ...
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Theater heute Jahrbuch 2012
Rubrik: Die neuen Stücke der Spielzeit, Seite 146
von Rita Thiele
A
nach Fatih Akin, Ruth Toma, Ralph Schwingel
Kebab Connection (Grips Theater Berlin)
Jorge Angeles
Ya Basta! (Theater Krefeld/Mönchengladbach)
Sefi Atta
Hagel auf Zamfara (Theater Krefeld/Mönchengladbach)
Auftrag:Lorey
Bouncing in Bavaria (Schauspiel Frankfurt)
Thomas Arzt
Alpenvorland (Landestheater Linz)
B
Jalila Baccar/Fadhel Jaibi nach Kafka
Der Prozess...
Es ist riskant, als Regisseur über Schauspieler zu schreiben, mit denen man gerne weiter arbeiten möchte. Das soll schon zu Trennungen geführt haben. Andererseits ist die Gefahr groß, dass das Geschriebene leicht austauschbar wirkt, so wie jeder noch so persönlich gemeinte Liebesbrief letztlich verwechselbar klingt. Und einem Menschen wie Jana Schulz, der sich in...
Vor fast hundert Jahren – und damit lange vor Artaud – hatte der russische Theateravantgardist Nikolai Jewreinow das Theater mit dem Schafott verglichen. Er träumte von einer Theatralisierung des Lebens und sah in Napoleon den größten Regisseur aller Zeiten. In seinem Kabarett «Der Zerrspiegel» bereitete er dem damaligen Theater symbolisch das Schafott, indem er...