Intendanten, integriert euch!
«Postmigrantisches Theater» – ich weiß nicht, wozu dieses Etikett gut sein soll. Damit manövriert man sich in eine Sackgasse. Biedert sich an. Dass auch Leute, deren Vorfahren nicht immer in Deutschland gelebt haben, Theater machen, sollte selbstverständlich sein. Wann ist man denn nicht mehr Migrant? Wann darf ich denn endlich angekommen sein? Ich bin in Berlin geboren. In meiner Jugend war die Herkunft meiner Eltern überhaupt kein Thema. Da wurde nie nach meiner Herkunft, meiner Ethnie gefragt oder geurteilt. Was hier neuerdings abgeht, ist der reinste Rassenwahn.
Das macht mir Angst und erinnert mich sehr ungut an die deutsche Vergangenheit. Istanbul ist zur Zeit voller Berliner und hier sind die Koffer gepackt. Diesen Impuls kann ich nachvollziehen.
Als wir neulich zum Gastspiel von «Ein Warngedicht» nach Münster gereist sind, wurde ich in Hamm von der Polizei herausgepickt, weil sie meinen Pass kontrollieren wollten. Was soll das? Warum ich und nicht der Black-Metal-Typ da drüben? Es ging um Paragraf 22. Erst wollten sie mir nicht erklären, was der Paragraf bedeutet, dann stellte sich heraus, es geht um illegale Einwanderung. Ich habe gesagt, dass jemand, der so gut Deutsch ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Das könnte Sie auch interessieren:
Stadttheater in der Migrationsgesellschaft - Überlegungen von Barbara Mundel und Josef Mackert

Theater heute Januar 2011
Rubrik: STARTS/AUFFÜHRUNGEN, Seite 12
von Tamer Yigit
Theater heuteWorüber wir heute reden wollen, ist gar nicht so leicht zu fassen, denn man begibt sich schon mit dem Sprachgebrauch auf vermintes Gelände. Vorsichtig formuliert haben wir es mit Integrationspolitik zu tun (demonstratives Räuspern von Shermin Langhoff). Die damit verbundene Debatte lässt sich vereinfacht auf drei Positionen herunterbrechen. Die erste...
Lucy Prebbles «Enron» wurde von britischen Kritikern mit superlativen Rezensionen überhäuft, als «era-defining, must-see theatrical event of the year» gefeiert und hat 2009 und 2010 alle 21.800 Plätze seiner Royal-Court-Theatre-Laufzeit sowie seinen West-End-Transfer ausverkauft. Nicht schlecht für ein Stück über den Kollaps eines texanischen Energieunternehmens....
Fernsehen
Samstag, 1.
19.00, Theaterkanal: Theaterlandschaften:
Staatstheater Braunschweig – ein Film
von Dag Freyer
Sonntag, 2.
14.00, arte: Lust auf Theater: Grimms Märchen –Das Mädchen ohne Hände, Regie Olivier Py. Aufzeichnung aus dem Centre Dramatique National in Orléans (2006)
21.00, arte: Die Bartholomäusnacht –
französischer Spielfilm (1994) von Patrice Chéreau,...