In Konsens-Gewässern
Theaterbetriebe werden oft als Dampfer bezeichnet, und Intendanten sehen sich bekanntlich gern in der Rolle des Steuermanns. Wohl um diesem guten Gefühl auch mal auf der Bühne Ausdruck zu verleihen, hat sich Johan Simons zur Eröffnung seiner zweiten Spielzeit als Intendant der Münchner Kammerspiele Federico Fellinis Alterswerk «E la nave va» aus dem Jahr 1983 ausgesucht, eine elegische Farce über den bevorstehenden Untergang des alten Europa, die bei aller Kulissenhaftigkeit der Studioaufnahmen nicht gerade nach einer Bühnenadaption schreit.
Aber es gibt darin einen Chor der Heizer, die in der Tiefe des Schiffsbauchs Kohlen schaufeln, um die Maschinen in Gang zu halten, und den lässt Simons in München nun von Mitarbeitern seiner Kammerspiele aus allen Abteilungen verkörpern: 55 Theatermenschen, die sonst unsichtbar hinter den Kulissen wirken, dürfen endlich mal vors Publikum treten und – volle Kraft voraus! – Solidarität mit ihrem Unternehmen demonstrieren. Wenn das kein euphorischer Spielzeitauftakt ist! Sonst lassen sich anhand des Stoffs, wenn schon nicht gerade überraschende Erkenntnisse, so doch zumindest eine zeitlose Zustandsbeschreibung vom moralischen Schlingerkurs der ...
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Theater heute November 2011
Rubrik: AUFFÜHRUNGEN, Seite 25
von Silvia Stammen
«Rosmersholm» wird auf ewig mit einem endlos bunten Strickschal verknüpft bleiben. Dieses bedeutsame Requisit, an dessen offenem Ende die Rebekka West von Angela Winkler während der ganzen Aufführung emsig weiterstrickte, stand im Zentrum von Peter Zadeks bis zur Zermürbung betulicher Ibsen-Inszenierung 2001. Und jetzt, zehn Jahre später auf der Volksbühne: wieder...
«Abendstunden in Demokratie» – so hieß der Titel eigentlich, der Titel der Neuausgabe von Heinz Berggruens Kolumnen aus der Nachkriegszeit. Es war ein Zitat aus einer Zeitungsanzeige, in der 1946 eine junge Büroangestellte entnazifizierungswilligen Herren Unterricht im Fach Demokratie (oder anderen, ähnlich promiskuitiven Praktiken) anbot. Durch Vertauschung der...
Was will er denn?, fragt sich nicht nur der junge Staranwalt, der diesen Aaron verteidigen soll. Eigentlich sitzt der antriebsarme Bursche daheim bei Papa und Mama ja wie eine Made im Speck, warum also hat er sich als Ort seiner Sitzblockade jetzt ausgerechnet eine Gefängniszelle ausgesucht? Gönnt der junge Mann sich gerade die erste Lebenskrise, oder weiß er noch...