Freischaffende Wut!
Liebes «Theater heute»,
«Mut zur Wut!» war Deine Forderung im diesjährigen Jahrbuch. Dieser Aufforderung
möchte ich unverzüglich Folge leisten und an dieser Stelle meine Wut über die Behandlung einer von Dir leider überwiegend ausgesparten Gattung Theaterschaffender, nämlich die des arbeitslosen, pardon, freischaffenden Schauspielers frank und frei herausposaunen. Denn Du hast gesagt: Alles ist erlaubt!
Hier melden sich nun die arbeitslosen, besser gesagt, die erwerbslosen Schauspieler – denn an unbezahlter Arbeit mangelt es uns meist nicht – zu Wort.
Die Tatsache, dass uns von Deiner Seite keine Aufmerksamkeit zuteil wird, ist nicht gleichbedeutend damit, dass es uns nicht gibt. Und wir sind weder mundtot noch faul! Fühlen sich die Kollegen der Landestheater von Dir in den Maschinenraum gedrängt, so melden wir uns aus der Spülküche, in der wir fleißig unsere Hände wundscheuern, um die Off-Theater-Szene mit selbst mitgebrachtem Geld und jeder Menge Enthusiasmus mit Kunst zu beliefern.
Dabei lassen wir uns weder von den manchmal spärlichen Zuschauerzahlen noch von den teilweise arroganten Blicken oder der Ignoranz der subventionierten Häuser abschrecken. Wir machen zwar mit viel ...
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Theater heute November 2011
Rubrik: LESERBRIEF, Seite 63
von Anika Lehmann
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