Im Sog der Todeskrankheit
Es ist ein Gipfeltreffen besonderer Art, das der Audio-Verlag zur Feier des 80. Geburtstags des 1989 verstorbenen österreichischen Dichters und Dramatikers Thomas Bernhard am 9. Februar ausgerichtet hat. Fünf Großschauspieler – quasi die drei Tenöre des Sprechtheaters – stellen sich aus gegebenem Anlass seinen fünf autobiografischen Erzählungen und treten so in eine Art Sängerwettstreit um die glanzvollste Interpretation der düstersten Bernhard-Arien.
1122 Minuten, also knapp 19 Stunden Lesezeit, wurden auf 15 CDs gepresst: ein grandioses Unterfangen und Hörerlebnis, das einiges über das Selbstverständnis seiner Interpreten verrät.
Bekanntermaßen war das Leben des unehelichen Sohnes einer Dienstbotin und Enkels
des Schriftsteller-Großvaters Johannes Freumbichler kein Zuckerschlecken. Für die Mutter ein «Unglücksfall» («Ein Kind»), der in den 40er Jahren auf das katholisch-nationalsozialistische Internat in Salzburg abgeschoben wurde, quälte der junge Thomas Bernhard sich jahrelang mit Selbstmordgedanken («Die Ursache»), bevor er sich eines Tages vom Arbeitsamt an den Lebensmittelladen des Herrn Podhala («Der Keller») vermitteln ließ. Ein glücklicher Entschluss, zumindest, bis er ...
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Theater heute Februar 2011
Rubrik: Magazin, Seite 61
von Eva Behrendt
Ein Klassiker: das Wolfskind, das wilde Kind, Kaspar Hauser. Truffaut inszenierte seinen
berühmten Film «L’enfant sauvage» nach dem historischen Fall des Victor d’Aveyron vom
Ende des 18. Jahrhunderts. Vierzig Jahre nach Truffaut veröffentlichte der amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle seine Erzählung «Das wilde Kind». In Aalen wird ein Stück daraus.
Eine...
Im Verlauf von Volker Löschs gewohnt freier Wedekind-Adaption «Lulu – Die Nuttenrepublik» an der Berliner Schaubühne ertappt man sich bei dem kuriosen Gedanken, beruflich womöglich aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Oder, koketter formuliert, sich selbst als Pferdchen ins falsche Rennen geschickt zu haben. Das älteste Gewerbe der Welt, aus dessen Nähkästchen ein...
Die Idee war folgende: Wäre es im Zeichen interkulturellen Engagements nicht nützlich, das deutsche Nationaldrama schlechthin, Goethes «Faust», und zwar selbstverständlich den ganzen, einmal dem prüfenden und forschenden Blick eines Nichtdeutschen und obendrein eines Nichtchristen auszusetzen, der in dem maßlosen Werk vielleicht etwas anderes entdeckt als die...