Im Geschlechtertaumel
Wo liegt Illyrien? Schon für Shakespeare ist’s ein Fantasieland, das «Elysium» so mächtig anklingen lässt wie «Illusion»; schon in der klassischen Mythologie ein Terrain schräg neben dem Bekannten: oberhalb Griechenlands an der adriatischen Küste, zwischen Dalmatien und Traum. Illyrien ist Spiegelland.
Für die Zürcher Aufführung hat Penelope Wehrli eine bewegliche Wand auf die Schauspielhausbühne gebaut, mal verspiegelt, mal durchsichtig, ein einerseits trennender, andererseits durchlässiger Paravent, in dem sich Innen- und Außenwelten verwischen und alle in allen, aber nicht zuletzt in sich selbst spiegeln. Ein Wunderland für Shakespeares Märchenstück, in dem keine ist, was sie scheint («Ich bin nicht, was ich bin», sagt ja Cesario-Viola), jeder sich polymorph spiegelt und alles durcheinandergeht, zuvörderst, was Mann ist, was Frau.
Ist es wichtig? Viola strandet in Illyrien; einigermaßen unbedenklich verkleidet Nina Hoss sich da als Mann, weil ein Mann sich nun mal leichter durchschlagen kann in der Fremde. Sie tritt eine Liebesverstrickungslawine los, die keinen ungeschoren lässt, zuletzt sie selbst, auch wenn sie sich nun weniger leidend (sie verliebt sich ja in den Mann, für ...
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