Im Geschlechtertaumel

Shakespeare «Was ihr wollt» (Schauspielhaus)

Theater heute - Logo

Wo liegt Illyrien? Schon für Shakespeare ist’s ein Fantasieland, das «Elysium» so mächtig anklingen lässt wie «Illusion»; schon in der klassischen Mythologie ein Terrain schräg neben dem Bekannten: oberhalb Griechenlands an der adriatischen Küste, zwischen Dalmatien und Traum. Illyrien ist Spiegelland.

Für die Zürcher Aufführung hat Penelope Wehrli eine bewegliche Wand auf die Schauspielhausbühne gebaut, mal verspiegelt, mal durchsichtig, ein einerseits trennender, andererseits durchlässiger Paravent, in dem sich Innen- und Außenwelten verwischen und alle in allen, aber nicht zuletzt in sich selbst spiegeln. Ein Wunderland für Shakespeares Märchenstück, in dem keine ist, was sie scheint («Ich bin nicht, was ich bin», sagt ja Cesario-Viola), jeder sich polymorph spiegelt und alles durcheinandergeht, zuvörderst, was Mann ist, was Frau.

 

Ist es wichtig? Viola strandet in Illyrien; einigermaßen unbedenklich verkleidet Nina Hoss sich da als Mann, weil ein Mann sich nun mal leichter durchschlagen kann in der Fremde. Sie tritt eine Liebesverstrickungslawine los, die keinen ungeschoren lässt, zuletzt sie selbst, auch wenn sie sich nun weniger leidend (sie verliebt sich ja in den Mann, für ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Mai 2010
Rubrik: Chronik, Seite 51
von Andreas Klaeui

Vergriffen
Weitere Beiträge
Lebensgeisterstun­den

Richard Maxwell gilt als Innovator, Purist, ja gar als Außenseiter in der New Yorker Avantgardeszene. Seine Inszenierungen seien sperrig und spröde, eine Reise ins Ungewisse, jeder Abend neu improvisiert, raunen Stimmen im Feuilleton. Keine Bühnenbilder, keine Beleuchtungseffekte, kein Spiel. 

 

Was Richard Maxwell für das Theater Bonn in Zusammenarbeit mit einigen...

Cooles Tollhaus Dasein

Das weltweite Geldgeflecht sowie das Welten bedeutende Geflecht zwischen Menschen – zwei Trusts sozusagen, die leicht implodieren und so das Dasein nicht eben gemütlicher machen. Diese nun schließen Falk Richter (Text, Regie) und Anouk van Dijk (Choreographie) auf raffinierte Art kurz. In ihrer geradezu unheimlich glamourösen Performance aus Rede- und...

Bombenstücke

Die deutsche Dramatik hat die Bombe. Sie wird am Flughafen deponiert, sprengt den Stuttgarter Hauptbahnhof in die Luft, ebnet ganze Städte ein, verwüstet Länder, und wenn sie zu weit entfernt von Europa explodiert, dann grüßt ihr Feuerschein wenigstens im Fernseh-Bild, ihr fetter Sound untermalt professionelle Betroffenheit. In zahlreichen neuen Stücken, die in den...