Unheil am Stück
Dea Lohers Territorium ist das Leben der beladenen Menschen, die manchmal dann doch einen gewissen Witz ihr eigen nennen. Frau Zucker ist so eine. Ihr Bein fault allmählich, trotzdem kommt immer mal wieder dieses lakonische «Wäre ich Tankwart, genügte eine Zigarette». Oder die illegalen schwarzen Immigranten Elisio und Fadoul, die am Strand so lange über eine gerade ertrinkende Frau sprechen, bis sie anscheinend tatsächlich ertrunken ist. Dea Loher bietet Unheil am Stück, mildert die Last des Schicksals aber dadurch, dass die Beladenen nicht alleine sind.
In der Begegnung könnte selbst dann noch Hoffnung lauern, wenn eine wie Frau Habersatt sich als Mutter eines Mörders ausgibt und bei den Hinterbliebenen des Opfers um Vergebung bittet.
Das ist eine der Unheilvarianten im Leben von Lohers einsamen Menschen, die so überraschend sind wie die Kleiderwände, die die Kasseler Bühne (Daniel Roskamp) flächendeckend begrenzen. Unter den amorphen Patchworkwänden erstreckt sich eine knöcheltiefe Wasserfläche, was insofern nachvollziehbar ist, als «Unschuld» ja in einer Stadt am Meer spielt. Da kann es bodennah schon mal etwas feuchter zugehen als im Binnenland. In diesem Feuchtgebiet ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Was für eine seltsame, singuläre Karriere, die sich da zwischen den Theatern von Kassel oder Oberhausen, Berlin und Hamburg, den Opern von Amsterdam oder Paris und Filmretrospektiven in Locarno, Rom und New York bewegt hat!
Werner Schroeter war von Beginn an und blieb bis zuletzt ein Sonderfall – als Filmemacher des deutschen Autorenkinos, als Bühnenregisseur des...
Es ist ja auch ein Fluch, Künstler in New York zu sein. Jedes Jahr im Januar fliegen zig Kuratoren, Veranstalter, Festivaldramaturgen über den Atlantik auf Entdeckungsreise, wenn neben «Under the Radar» am Public Theater und «Coil» am PS122 auch diverse kleinere Festivals neue amerikanische, meist nicht-dramatische Theaterarbeiten aus New York präsentieren. Und...
Einen sadistischen Tanzmeister, einen schüchternen DJ und drei barfüßige pathetische Ballerinen, ein paar Handtücher und einen Laptop – mehr braucht Michael Laub nicht, um den Kreis der Verbindungen von Tanz und Tod begrifflich abzuschreiten. Da ist die Geschichte der Ballerina, deren Tutu an der Gasbeleuchtung der Bühne Feuer fing: Von da an hielten die Theater...