Im Feld der Verhandlung

In Berlin hat ein Viertel der Bevölkerung «Migrationshintergrund». Im Theater sah man sie bislang seltener, sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum. Das ändert sich gerade. Die Neuköllner Oper und das Ballhaus Naunynstraße machen Theater über und mit Einwanderern der zweiten und dritten Generation, die die Opferrolle leid sind. Ein Gespräch mit Shermin Langhoff, Jens Hillje und Bernhard Glocksin über Sinn und Unsinn von Multikulti, ein neues deutsches Selbstverständnis, Selbstermächtigung und die vermittelnde Kraft von Musik

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Theater heuteWorüber wir heute reden wollen, ist gar nicht so leicht zu fassen, denn man begibt sich schon mit dem Sprachgebrauch auf vermintes Gelände. Vorsichtig formuliert haben wir es mit Integrationspolitik zu tun (demonstratives Räuspern von Shermin Langhoff). Die damit verbundene Debatte lässt sich vereinfacht auf drei Positionen herunterbrechen. Die erste ist das sogenannte «Multikulti»-Konzept: Jede Kultur sorgt selbst für ihre Werte und Normen, und wenn es zwischen den Kulturen Ärger gibt, regelt den das Strafgesetzbuch.

Die extreme Gegenposition ist die der sogenannten deutschen Leitkultur, die vorgibt, was richtig ist, und nach der sich alle anderen zu richten haben. Und dazwischen gibt es eine Position der Vermittlung, in der die verschiedenen Kulturen einen universalistischen, für alle geltenden Verhaltens-Bereich aushandeln, der von Sprache bis Kopftuch einschließlich Menschenrechte Unterschiedliches umfassen kann, während den Rest wieder die Einzelkulturen jeweils für sich definieren. Um zu Beginn etwas Übersicht zu schaffen: Welcher Position würden Sie sich jeweils zuordnen?

Shermin LanghoffDie Schwierigkeit, sich da zu positionieren, fängt schon mal damit an, dass ...

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Theater heute Januar 2011
Rubrik: STARTS/AUFFÜHRUNGEN, Seite 9
von Franz Wille, Barbara Burkhard, Eva Behrendt

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It’s Weimar Time

Katastrophen aller Art durchwehen das Londoner Theater diesen Herbst und Winter: Erdbeben in der Hauptstadt, Bombenanschläge in Indonesien, politische Radikalisierung in Afghanistan und ein demoralisierter Weihnachtsmann. Dafür entdeckt Salisbury – unerwartetes Geschenk unterm Baum – in Philip Massinger einen Sohn der Stadt und Shakespeare-Zeitgenossen neu. Also...

Aufführungen

Wenn die Nächte immer noch lang sind, verlässt man sich im Theater gerne aufs Vertraute. Der Kanon lädt ein, z.B. mit Tschechow, in dessen «Kirschgarten» sich in Köln Karin Henkel begibt, dessen «Möwe» in Dresden Burkhard C. Kosminski fliegen lässt und dessen «Drei Schwestern» in Oberhausen Peter Carp versorgt.

Gern gesehen auch Gerhart Hauptmann, in Berlin etwa,...

Kunst kostet!

Wer in den letzten Wochen und Monaten in ein deutsches Theater ging, konnte froh sein, wenn er nach dem Applaus ohne weitere Hiobsbotschaften entlassen wurde. Wenn es nicht so glücklich lief, standen ein paar Schauspieler auf der Bühne, berichteten in wohlgesetzten Worten von drohenden Sparszenarien und riefen die Zuschauer wenn nicht zur So­lidarität, so doch...