Im Archiv der aussterbenden Dinge

Das Cargo-Theater aus Freiburg und das Teatro Yuyachkani aus Lima machen sich gemeinsam ernsthafte Gedanken über Kulturaustausch und Klimasünden

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Am Anfang war die Sehnsucht. Carla Wierer, Freiburgerin, Abitur frisch in der Tasche, packt die Koffer und reist nach Peru. Fernweh hieß das früher, ein beinahe ausgestorbenes Lebensgefühl aus Zeiten, als es noch utopisch war, dass 19-Jährige mal eben ein Praktikum an der Südpazifikküste einfädeln könnten.

Carla Wierer konnte es. Das war 2009. Sie dockt beim renommierten Teatro Yuyachkani in Lima an.

Drei Jahre darauf schlägt ihr Bruder Leon denselben Reiseweg ein, zurrt den Kontakt in seinem Freiwilligen Sozialen Jahr Kultur fester, organisiert 2013 ein Gastspiel des Freiburger Cargo-Theaters im Haus des Yuyachkani-Kollektivs. Fünf Jahre später: Mittlerweile sind Carla und Leon Wierer die Next Generation im Cargo-Theater. Ihre Eltern, Stefan Wiemers und Margit Wierer, hatten das Label im Geist der freien Kinderund Jugendtheaterszene etabliert. Da kommt der Long Distance Call aus Lima: Jorge Baldeon, Carlas und Leons WG-Mitbewohner und Yuyachkani-Mitglied, schlägt eine Koproduktion vor.

Interkulturelles Engagement war Cargo schon immer ein Anliegen. Genauso wie Yuyachkani in Peru, eine Gruppe, die seit der Gründung in den 1970ern auf staatskritische Unabhängigkeit Wert legt und ...

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Theater heute 4 2023
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Stephan Reuter

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