Hybride Frage

«Vampires of the 21st Century oder Was also tun?». Von Martin Krumbholz

Theater heute - Logo

Was also tun? Theater spielen! Für diese Antwort hat sich die Regisseurin Claudia Bosse entschieden, die in Wien ihr «theatercombinat» mit wechselnden Besetzungen betreibt; ihre jüngste Produktion mit dem Titel «Vampires of the 21st Century oder Was also tun?» wurde
am FFT in Düsseldorf erarbeitet. Es geht um Liebe (bzw. Beziehungen), um parlamentarische Demokratie, um Terror, um Vampire (im metaphorischen Sinn), mit einem Wort: um alles.



Als «wuchernde mediale Hybride» lässt Claudia Bosse ihre Arbeiten gern bezeichnen, die einerseits Hörspiel, andererseits Choreographie sind, einerseits «Autofiktion», andererseits politische Dokumentation. Die Bühne besteht aus einer kleinen Batterie von Lautsprecherboxen, aus denen jene «Sounddokumente» strömen, die Claudia Bosse gesammelt hat und die sie symptomatisch fin­det für das globale politische Klima der letzten vierzig Jahre – also für den Zeitraum, der seit 1968 und der Studentenrevolte vergangen ist. Man hört beispielsweise die Stimme der jungen Ulrike Meinhof, die über die Unvereinbarkeit von maßvoller Kindererziehung und maßloser politischer Aktion klagt; man hört später die Stimme des Kanzlers Helmut Schmidt, der vor dem Bundestag ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute Februar 2011
Rubrik: Chronik, Seite 50
von Martin Krumbholz

Weitere Beiträge
Wildes Fleisch

Ein Klassiker: das Wolfskind, das wilde Kind, Kaspar Hauser. Truffaut inszenierte seinen
berühmten Film «L’enfant sauvage» nach dem historischen Fall des Victor d’Aveyron vom
Ende des 18. Jahrhunderts. Vierzig Jahre nach Truffaut veröffentlichte der amerikanische Schriftsteller T.C. Boyle seine Erzählung «Das wilde Kind». In Aalen wird ein Stück daraus.
Eine...

We are family

Im Programmheft zu Sibylle Bergs neuestem Beitrag zur Zersetzung bürgerlicher Fassaden bemüht die Bonner Dramaturgie den wertekonservativen Verfassungsrichter Udo di Fabio als entschlossene Gegenstimme: «Die Familie», behauptet er eisern, «ist eine Lebensform des Menschen, ein sozialer Raum der Nähe, von dem aus der Zivilisationsprozess immer wieder erneut seinen...

Wolfgang Redl

Der Schauspieler Wolf Redl, geboren 1939 im pommerschen Stargard, war jahrzehntelang immer dort, wo es wichtig wurde. Er spielte 1968 Peter Handkes «Kaspar» in Claus Peymanns Inszenierung am Frankfurter Theater am Turm, wechselte dann ans Münchner Residenztheater, wo er in Hans Lietzaus Heiner-Müller-Uraufführung den Philoktet gab, spielte 1970 unter Intendant...