Hoffnung auf Heilung
Man könnte sich fragen, was es das Publikum interessiert, ob ein Schauspieler eine Vorhaut hat oder nicht – Karsten sagt, er habe eine, Loai dagegen ist beschnitten, und Ayelet hat in ihrem Leben noch nie eine Vorhaut gesehen oder berührt. Man kann mit dieser unverhofft delikaten Information aber auch einen clever entwaffnenden Auftakt inszenieren. Das verklemmte Verhältnis, kulturelle Differenzen und der ganz persönliche Blick darauf oder darunter, das alles steckt schon in dem kleinen biografischen Intro.
Yael Ronens Inszenierung lebt vom schnellen Kontrast aus Selbstreflexion und Selbstironie. «3G» prangt auf den roten T-Shirts der Schauspieler. Ein internationales Label: nicht für die neueste iPhone-Software, sondern für die geschichtliche Codebase, die die jungen Menschen verbindet als «Dritte Generation». Sie stammen aus Deutschland, Israel und Palästina und haben unter Ronens Anleitung mehrere Monate in einem «Work in Progress» private Wurzeln und politische Standpunkte diskutiert: Holocaust und Verantwortung, Siedlungsbau und Schuld, Vorbehalte, Vorurteile.
Statt wohltemperiertem Gutmenschentheater ist daraus ein rougher, tougher, ja in seiner Kraft, Klugheit und ...
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So wollte man die teutschen Recken immer schon mal sehen: Filzige Gestalten mit langen ungewaschenen Haaren, die tumb in feuchten Wäldern oder untermöblierten Burgen hausen und sich in der Erfrischungspause hinterrücks den Speer ins Kreuz bohren. Held Siegfried (Peter Moltzen) streckt den Bierbauch vor und fällt durch üble Angeberei und eine penetrante Lache auf....
Wenn man sich mal wieder richtig wohlfühlen will in seiner mittleren bundesdeutschen Durchschnittsexistenz, dann sind die neuen Stücke von Sibylle Berg ein schöner Anlass.
Zum Beispiel «Nur Nachts». So gegen vier Uhr morgens ist der körpereigene Serotoninspiegel zuverlässig an seinem tiefsten Punkt. Wer das Pech hat, um diese Zeit aufzuwachen, kann sich auf eine...
Es ist ja auch ein Fluch, Künstler in New York zu sein. Jedes Jahr im Januar fliegen zig Kuratoren, Veranstalter, Festivaldramaturgen über den Atlantik auf Entdeckungsreise, wenn neben «Under the Radar» am Public Theater und «Coil» am PS122 auch diverse kleinere Festivals neue amerikanische, meist nicht-dramatische Theaterarbeiten aus New York präsentieren. Und...