Hier ist nur sicher, dass nichts sicher ist
Sie ist schon da, als sich die Türen des Zuschauerraums öffnen. Sie streift, während das Publikum jetzt langsam hereinkommt, an der Rückwand des leeren Bühnenhauses entlang, sie streift hin und her, kaum zu erkennen im Halbdunkel, scheinbar ruhelos – und doch hochkonzentriert. An den hohen Wänden verlaufene schwarz-graue Tusche, irgendwo auf der Bühne ein Haufen Steine, eine Schubkarre, am Rand eine tote Kuh.
Sie ist schon da – und anders kann es auch gar nicht sein, denn wie sollte sie diese Welt betreten, durch welche Tür «auftreten», «hereinkommen», um den Abend zu beginnen, die Vorstellung, die jetzt gleich anfangen soll, als wer oder als was? Das ist eine keineswegs einfache Frage, das ist eine Frage, die nicht zu beantworten wäre, und an der man, auch wenn es nun scheinbar keinen «Auftritt» geben wird, trotzdem nicht vorbeikommt, denn die Frage nach dem «Wer bin ich?» stellt das Theater auf unterschiedlichen Ebenen die ganze Zeit.
Genauso wäre allerdings auch nicht zu beantworten, wer da jetzt auf der anderen Seite des Bühnenportals zu den Türen des Zuschauerraums hereinströmt, 1083 Plätze hat das Deutsche Schauspielhaus Hamburg an diesem Abend, hier treffen sehr viele ...
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Theater heute Jahrbuch 2024
Rubrik: Höhepunkte der Spielzeit, Seite 6
von Roland Schimmelpfennig
Wenn ich mit Kollegen aus der «Kunstblase» in verschiedenen Ländern darüber spreche, wie lange die Emanzipation der Ukrainer vom imperialen Einfluss Russlands dauert, treffe ich seltener auf Ablehnung oder Unverständnis als auf eine unaussprechliche Schwere und Trauer. Eine unsagbare geistige Trägheit. Heißt das, dass man alles neu lernen muss, das Brillenglas...
Vor elf Jahren übernahm Karin Beier ein Theater, das am Boden lag. Das Deutsche Schauspielhaus Hamburg, das größte Sprechtheater des Landes, war von Friedrich Schirmer in die künstlerische Irrelevanz gesteuert worden, und nachdem Schirmer 2010 überraschend als Intendant zurückgetreten war, verwaltete eine kollektive Intendanz unter Leitung des Dramaturgen Florian...
Deutschsprachige Erstaufführungen
A
Ayad Akhtar
Der Fall McNeal (Burgtheater Wien)
François Archambault
Erinnerungen von morgen (Landestheater Rudolstadt)
Annalisa Arione und Dario de Falco
Geschichte eines Nein (Theater Heilbronn)
B
Alexandra Badea
Aus dem Schatten: Thiaroye (Schauspiel Köln)
Sarah Berthiaume
Wollstonecraft (Theater Freiburg)
Alice Birch nach...