Hallo, erogene Zone!
Im Verlauf von Volker Löschs gewohnt freier Wedekind-Adaption «Lulu – Die Nuttenrepublik» an der Berliner Schaubühne ertappt man sich bei dem kuriosen Gedanken, beruflich womöglich aufs falsche Pferd gesetzt zu haben. Oder, koketter formuliert, sich selbst als Pferdchen ins falsche Rennen geschickt zu haben.
Das älteste Gewerbe der Welt, aus dessen Nähkästchen ein von Lösch gecasteter Hurenchor plaudert, zeigt sich nämlich an diesem Abend immer wieder von seiner sonnigen Seite: «easy money», flexible Arbeitszeiten, sinnliche Selbstverwirklichung und anscheinend jede Menge weibliche Überlegenheit.
Natürlich hängen, wie bei allen Selbständigen, Erfolg, Ertrag und Sinnstiftung stark
vom jeweiligen Individuum und dessen psychischer Innenausstattung ab. Die Damen,
die sich in fleischfarbener Abendgarderobe mit aufskizzierten Geschlechtsorganen (Kostüme Cary Gailer) vor Carola Reuthers Kopfkissenvorhang stellen, sind weder illegal eingeschleuste Osteuropäerinnen noch drogensüchtige Anschafferinnen, sondern haben sich mehrheitlich (selbst-)bewusst und nur in seltenen Fällen aus materieller Not für ihren Job entschieden. Das Spektrum der Motivationen reicht von der studierten ...
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Theater heute Februar 2011
Rubrik: Chronik, Seite 47
von Eva Behrendt
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