Hallelujah!
Beseelt lächelnd lässt er sich die Schlinge um den Hals legen: Dietrich Bonhoeffer, der Erlöser. Dann wird es schwarz. Die Zahl der von den Nazis ermordeten Juden wird aufgerufen, dann kommen Aufrufe zum Widerstand gegen Antisemitismus, der 2023 mehr Applaus fand als je zuvor seit Beginn der Zählungen 1979: «As Dietrich said: Silence in the face of evil is itself evil. NEVER AGAIN.» Als nächstes erscheint ein QR-Code, mit dem man 75 Dollar zahlen kann, damit fünf Bedürftige und Zahlungsunfähige den Film sehen können.
Es ist ein perfides Marketing des Films «Bonhoeffer.
Pastor, Spy, Assassin» von Todd Komarnicki, mit dem das amerikanische Angel Studio versucht, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen: Geld machen und Agitation betreiben. Und das mit der Figur Dietrich Bonhoeffer, der sich aktiv am deutschen Widerstand beteiligte, die Bekennende Kirche gegen die «Reichskirche» in Stellung brachte und im April 1945 dafür mit dem Leben bezahlte. In Amerika wird er schon seit 2010 in den Dienst rechter religiöser Propaganda gestellt, seit der Bestseller-Biografie «Bonhoeffer: Pastor, Martyr, Prophet, Spy» von Eric Metaxas, bekennender Evangelikaler und Trump-Verehrer, der aus dem ...
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Theater heute Februar 2025
Rubrik: Magazin, Seite 69
von Barbara Burckhardt
Nach Dinçer Gücyeters «Unser Deutschlandmärchen» am Gorki und «Archiv der Sehnsüchte» nach Deniz Utlu am Schauspiel Hannover ist Necati Öziris «Vatermal» bereits die dritte Romanadaption, die Regisseur Hakan Savas Mican innerhalb weniger Monate auf die Bühne bringt. Alle Inszenierungen erzählen aus der Perspektive von Söhnen der ersten Generation türkischer...
«Keyboard, Flöte, Kartoffelbrei» und «Fieber, Summen, Sorge» heißt es, unterbrochen von «Fernsehverbot, Brettspiele und ‹Trinkflasche, nicht beschriftet›». Zwei Performerinnen bewegen sich dazu im Kreis, krabbeln zunehmend erschöpft über ein paar zusammengeschobene Stühle. Zwischendurch stimmen sie ein Kinderlied an und rufen panisch: nach den Ballettschläppchen,...
Lukas Bärfuss’ Roman «Die Krume Brot» kreist um das Thema Armut. Da ist es konsequent, wenn das Inszenierungsteam um Regisseur Antú Romero Nunes und die Basler Compagnie sich für ihre Uraufführung einer Art «Armem Theater» à la Jerzy Grotowski verschreiben. Als nach etwa 20 Minuten ein weißer Sessel auf die Bühne getragen wird, wirkt der fast wie ein Störmoment....
