
Markus Meyer (Thomas Hoffmann), Dörte Lyssewski (Annemarie Krause), Michael Maertens (Alfred Loth) und Marie-Luise Stockinger (Helene) in der Wiener Inszenierung von Dusan David Pariser; Foto: Reinhard Werner/Burgtheater
Grandhotel Abgrund
Von wegen, es gebe keinen Fortschritt: Gemessen an den neureichen, trunksüchtigen schlesischen Kohlebauern von 1889 hat sich im mittelständischen Bereich bis heute einiges bewegt. Es ziehen keine ausgehungerten depravierten Arbeiter aus den Bergwerken mehr durch die Straßen, die Unternehmer bekennen sich zu ihrer sozialen Verantwortung, wenn sie um ihre Facharbeiter werben, denen sie nach einer 38-Stunden-Woche pünktlich den wohlverdienten Lohn überweisen. Von den Wohnverhältnissen und den ästhetischen Ansprüchen gar nicht zu reden.
Getrunken wird zwar immer noch ordentlich, aber beste Weinlagen und Craftbiere – höherer Wohlstandsalkoholismus sozusagen. Allerdings reicht es heute nicht mehr, die eigenen Wiesen nach Kohle aufzugraben und ein paar Nachbarn zu betrügen, sondern man muss für den Geschäftserfolg im verschärften globalen Konkurrenzumfeld seine hochspezialisierte Nische finden und nach allen Regeln der Marktwirtschaft verteidigen. Bei allem soliden Mittelreichtum: Hausangestellte, die kochen und auftragen, gibt es keine mehr.
Von Gerhart Hauptmanns «Vor Sonnenaufgang» zu Ewald Palmetshofers neuer Überschreibung ist viel passiert. Übriggeblieben ist nur das Kernpersonal um ...
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Theater heute Februar 2018
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Franz Wille
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