Frankfurt: With a blink of an eye – alles vorbei

Clemens Meyer nach O’Neill «Der haarige Affe», Ewald Palmetshofer «räuber. schuldenreich» im Schauspielhaus

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Da stehen sie nun, Auge in Auge: Die Frau im weißen Paillettenoverall, die Fledermausärmel wie Engelsflügel ausgebreitet, eine schillernde Lichtgestalt – und der Mann, breites Kreuz, Tribal-Tattoos, verrußtes Gesicht. Seine Kollegen mutmaßen, die Liebe habe ihn getroffen, doch Yank selbst wird später sagen, er habe sich nicht verliebt, sondern verhasst in diese Frau, die sich erdreistete, in sein Reich einzudringen und ihn zu demütigen mit ihrem Blick.

 

Fortan ist der Heizer Yank nicht mehr eins mit seiner maschinenstampfenden, meeresschlingernden, testosterongetränkten Welt, fortan ist er gebrochen. Für das Schauspiel Frankfurt hat der Autor Clemens Meyer – zurzeit Stadtschreiber im Frankfurter Stadteil Bergen-Enkheim und bekannt für sein Interesse an gesellschaftlichen Randfiguren – Eugene O’Neills «Der haarige Affe» überschrieben, ihn verzeitgenössigt, auf heutige Konflikte zugeschnitzt und ihn in einen ganz eigenen, spielerischen Rhythmus versetzt. Er zitiert Pegida und Barack Obama, stellt dem so ehrlichen wie verlorenen Arbeiter aber auch andere haarige Outlaws wie King Kong zur Seite. Popkulturelle Leichtigkeit und diskursive Schwere lösen sich ab, versetzt mit englischen ...

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Theater heute Oktober 2018
Rubrik: Chronik, Seite 64
von Esther Boldt

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