Et lux perpetua

Alte Meister in Berlin: Peter Stein inszeniert am BE einen «Zerbrochnen Krug» mit Klaus Maria Brandauer als Dorfrichter Adam, Frank Castorf macht Off-Theater im eigenen Haus, und Sebastian Baumgarten zerlegt Mozarts «Requiem» mit einem Text von Armin Petras und Jan Kauenhowen

Der Mann hat ein gutes Verhältnis zu seinem Bauch. Gemeint ist nicht der Bauch, der bei Klaus Maria Brandauer in den vergangenen Jahren deutlich an Umfang gewonnen hat. Sondern der, der ihn auf der Bühne im richtigen Augenblick das Richtige tun lässt – ein behendes Tänzchen, ein undurchdringliches Lächeln, ein schalkhaftes Schäkern mit dem Publikum. Gemeint ist der Bauch, der ihn auf geheimnisvolle Weise mit den Zuschauern verdrahtet und selbst denen, die Brandauer ekelhaft eitel finden, noch ein Stück Zucker hinwirft, das ihnen Bewunderung abringen muss.

Der Bauch, der ihm mitten im Gespräch mit der Presse meldet: «Wir machen dieses Interview nicht», weshalb schon viele abgebrochene Gespräche und unvollendete Porträts mit und über Brandauer erschienen sind, die ihn vorführen sollen und doch nur dokumentieren, über was für einen sensationellen Instinkt dieser Mann verfügt.
 

Traumbesetzung 

Im vergangenen Jahr schon hat Klaus Maria Brandauer in der Regie Peter Steins den kaiser­untreuen Feldherrn Wallenstein nicht als hero­isch Hadernden, sondern als fatalistisches Schlitz­ohr angelegt und dadurch das zehnstündige Groß­projekt vor der gepflegten Ehrfurcht bewahrt. Jetzt inszeniert ...

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Theater heute November 2008
Rubrik: Aufführungen, Seite 38
von Eva Behrendt

Vergriffen
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