Situationen des Politischen

Was könnte heute politisches Theater sein? Und was ist echt? Ein Gespräch mit Rainer Hofmann, Kurator des Festivals «Politik im Freien Theater», und mit dem griechischen Regisseur Akillas Karazissis, der in Köln die Produktion «Stalin – eine Diskussion über das (griechische) Theater» zeigt

Franz Wille Herr Hofmann, Sie kuratieren das renommierte Festival «Politik im Freien Theater», das im November in Köln stattfindet. Das fordert zwei Fragen heraus: Was ist Freies Theater, und was ist politisches Theater?

Rainer Hofmann Das versuchen wir herauszu-finden. Von den vier Worten «Politik im Freien Theater» weiß ich nur, was «im» heißt. Zu allem anderen machen wir Denkangebote.

Doch konkret: Die Frage nach dem Freien Theater haben wir institutionell beantwortet und aus den deutschsprachigen Ländern ausschließlich Produktionen eingeladen, die nicht von Staats- oder Stadttheatern mitproduziert wurden. 

FW Da sind Sie aber streng.

Hofmann Die Strenge ist sogar leichtgefallen. Im internationalen Bereich sieht es anders aus, weil die Theaterstrukturen dort andere sind. Wir haben dort nicht nach Produktionsstrukturen, sondern ausschließlich nach inhaltlichen und ästhetischen Kriterien ausgewählt.

FW Und die Frage nach der Politik?

Hofmann Wir haben für unsere Auswahl etwa 350 Produktionen angesehen, und es gibt natürlich einige engere inhaltliche Politikfelder wie Migration, etwa bei Constanza Macras’ «Hell on Earth», oder Bürgerkrieg in «Die schwarze Kammer» von Mass & Fieber. Aber ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute November 2008
Rubrik: Freie Szene, Seite 43
von Franz Wille

Vergriffen
Weitere Beiträge
«Viele sind tot, viele sind untot. Hallelujah!»

Ein gläserner Tunnel liegt wie ein Gedärm in der Maschinenhalle Zweckel/Gladbeck. Und wir darin, ein zähflüssiger Besucherstrom, schieben uns langsam vorwärts ins Halleninnere. Linkerhand stapeln Arbeiter «Marina»-Pflanzenmargarine, dort hinten spielen Mädchen in einem Kabuff Ringelreihen. In die Tunnelwände sind Monitore eingelassen, die das Areal abfilmen. «Man...

Der ewige Österreicher

Dass Torberg immerhin auch dafür sorgte, dass sich der Nachruhm des wunderbar kauzigen austriakischen Dichters Fritz von Herzmanovsky-Orlando bei einem breiteren Publikum entfalten konnte, nahmen die wenigen Kenner von dessen Werken ihm eher übel – weil er sie sprachlich geglättet, mehr ins Witzige eines einverständlichen Humors transkribiert hatte. Der bedeutende...

Worms am Lagerfeuer

Zwerge kommen und gehen, Knaben verlieren Haupt und Leben, eisige Damen rätseln, von wem sie gerade entjungfert wurden. Hebbels «Trauerspiel in drei Abteilungen» ist passagenweise ein markiger Erzählstoff für lauschige Stunden am Lagerfeuer. Genau dort ist der urdeutsche Mythos in Heidelberg inzwischen auch angekommen. Die Recken rund um Hagen hausen im...