Eskalierende Exekutive
Der Hamburger Hansaplatz ist einer jener Orte, an denen die großstädtischen Widersprüche ungebremst aufeinanderprallen. Zentral im Viertel St. Georg gelegen, nur ein paar Schritte hinter dem Deutschen Schauspielhaus, hat sich der 1878 angelegte Platz zum Kriminalitätsschwerpunkt entwickelt, mit offenem Drogenhandel, Trinker -szene und Sexarbeit. Andererseits grenzt der Hansaplatz im Norden an das schwule Ausgehviertel um die Lange Reihe, im Süden an den migrantisch geprägten Steindamm, zudem baut sich mittlerweile auch ein spürbarer Gentrifizierungsdruck auf das Quartier auf.
Innerhalb der Stadtgesellschaft hat sich das Narrativ durchgesetzt, dass nur massive Polizeipräsenz den sozialen Frieden in St. Georg halbwegs durchsetzen kann. Und entsprechend ist es ein interessantes Experiment, wenn das Hamburger Performance -kollektiv SV Szlachta in Zusammenarbeit mit dem Produktionshaus Kampnagel mit der Installation «Das Revier» gerade am Hansaplatz die Frage stellt: Wie kann man sich eine Welt ohne Polizei vorstellen?
Am Rande des Platzes also beherbergt ein Container eine mobile Wache. Allerdings keine echte Polizeiwache, sondern eine, die die Transformation in die polizeilose Zeit ...
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Theater heute 6 2022
Rubrik: Magazin, Seite 68
von Falk Schreiber
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