Dr. Otto Wallenstein

In Mannheim und Weimar wenden Helgard Haug und Daniel Wetzel vom Rimini-Protokoll Schiller auf die Gegenwart an – eine dokumentarische Inszenierung

Dr. Sven-Joachim Otto ist trotz seiner jungen Jahre ein erfahrener Schauspieler. 1999, mit gerade 29 Jahren, spielte er auf einer mittleren Provinzbühne schon eine Protagonistenrolle: Er ließ sich als CDU-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt der Stadt Mannheim aufstellen, unterlag, blieb aber dem Polittheater treu. Trotz eines zweiten, demütigenderen Absturzes: Als Otto 2004 zum Kämmerer gewählt werden sollte, versagten ihm mindestens fünf Kollegen seiner eigenen Fraktion in geheimer Abstimmung die Gefolgschaft.

Aufstieg und Fall eines Politikers – wenn man Heide Simonis nicht zur Hand hat, ist Richter Dr. Otto mehr als zweite Wahl.

 

Dass ein reduziertes Rimini-Protokoll (Stefan Kaegi stellte zeitgleich in Basel eine Miniaturmodellschweiz auf die Bühne) mit ihrer Auftragsproduktion für Mannheim und Weimar zum Schiller-Jahr, «Wallenstein – eine dokumentarische Inszenierung», einen veritablen Hit landete, hat nicht zuletzt mit solch gewieftem Casting zu tun. Erstmalig hatten sich Helgard Haug und Daniel Wetzel kein Thema (wie in «Deadline» die Sterbeindustrie, in «Sabenation» die Abwicklung der Sabena), sondern einen klassischen Text vorgenommen, aus dem sie Figuren und Konflikte ...

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Theater heute August/September 2005
Rubrik: Aufführungen, Seite 24
von Barbara Burckhardt

Vergriffen
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