Die Kinder sind weg

Bettina Stucky und Wolfram Koch glänzen in «Die feinen Unterschiede»

Theater heute - Logo

Die Putzfrau mal schnell ein Ciabatta für die Mittagspause kaufen schicken und sich dann nicht mal für diesen Extra-Dienst bedanken – im Gegensatz zu seinem schlecht gelaunten Kompagnon in der auf In-Vitro-Fertili­sation spezialisierten Privatklinik würde Sebas­tian so etwas niemals tun.

Der geschiedene Arzt behandelt seine bulgarische Reinigungskraft Jana mit demselben Schwiegersohncharme wie die deutsche Empfangsdame seiner Praxis – und bekocht Janas attraktive Tochter Veronika, die aushilfsweise an Mutters Stelle in seiner Zehlendorfer Villa putzt, so locker englisch plaudernd mit Pasta, als wäre sie eine neue Freundin seines Sohnes Arthur, die es zu beeindrucken gilt.

Veronika ist auch der Grund, weshalb Putzfrau und Mediziner sich in Sylvie Michels Spielfilmdebut «Die feinen Unterschiede» näher kommen, als beiden lieb ist. Der Titel ist keine Mogel­packung; tatsächlich arbeitet Michel – die lange als Script Supervisorin für Wim Wenders gearbeitet hat – in der französischen Tradition des eher spröden, sich tief in Milieus hineingrabenden Alltagsrealismus von Claude Sautet. Und auch ihr Drehbuch-Co-Autor Razvan Radulescu («Vier Monate, drei Wochen, zwei Tage») steht für ein Kino ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Theater-heute-Artikel online lesen
  • Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Theater heute März 2013
Rubrik: Magazin: Film, Seite 61
von Eva Behrendt

Weitere Beiträge
Das System lernt mit

Halten Sie auch die Finanzkrise für eine ganz schlimme Sache? Banken böse? Boni Teufelszeug? Und Hedgefonds für den Untergang des Abendlands? Dann sind Sie hier richtig!

In Basel, das zwar in Sachen Bankerdichte nicht mit Zürich konkurrieren kann und schon gar nicht mit Genf, das aber trotzdem alles andere als arm ist, hat sich Volker Lösch für Robert Harris’ Roman...

Übers Sprechen sprechen

So ein Andrang war nie. 380 Anmeldungen gab es zur diesjährigen Konferenz der Dramaturgischen Gesellschaft, mehr als doppelt so viel wie erwartet. War es der Tagungsort München, der in diesen klirrekalten Januartagen jederzeit das Ausbüxen zum Skifahren ermöglichte, wie Kulturreferent Hans-Georg Küppers zur Eröffnung schelmisch anmerkte? War es das Ergebnis des...

Wasser bis zum Hals

Irgendwo in der vorpommerschen Tiefebene. Sie ist Biologie-Lehrerin in einer Schule, der allmählich die Schüler ausgehen. Die eigene Tochter hat sich in Richtung amerikanische Westküste davongemacht, der Gatte züchtet Strauße, in der Schule aber hält Inge Lohmann die Zügel immer noch fest im Griff. Es ist schon erstaunlich, wie konsequent die gelernte Darwinistin...