Der Plattenbeat
Es ist zum an die Wand springen. Da hat man mal einen vernünftigen Selbstmordgedanken, aber kein brauchbares Hilfsmittel, um ihn umzusetzen. Der adoleszente Alkoholiker Darko ist ein widerwillig Überlebender, der nur manchmal und viel zu kurz die Courage zum Suizid hat, sonst aber gern andere dazu ermutigt. Zum Beispiel Ulrike, die irgendwann vom Hochhaus springt.
Selbstmord ist wohnsiedlungskonform, sagt Darko, der aber in der Hauptsache kein Zyniker ist, sondern mit fast kindlichem Erstaunen auf seine Umgebung blickt: eine Plattenbausiedlung, irgendwo in einem sozialen Brennpunkt, auf den alle bösen Klischees zutreffen. Abartigkeiten lauern da nicht hinter den Gardinen, sondern spazieren mitten durchs Viertel. Es ist einer dieser Orte, wo letztlich jeder ein Opfer der Verhältnisse, aber kaum einer unschuldig ist.
Trotzdem hat der Dramatiker Nis-Momme Stockmann dort ein Stückchen Hoffnung angesiedelt. «Das blaue, blaue Meer» hat der 28-jährige Autor sein zweites Stück genannt, weil Norwegen, wo das Meer viel blauer ist als in der Karibik, der Sehnsuchtsort von Motte ist. Motte, die viel zu junge Wohnsiedlungsprostituierte, ist Darkos Freundin, und Motte hat eine Mission. Ihre ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Was im Berlinale-Special läuft, ein buntes Bukett von Historischem, Neuem, gern auch gala-mäßig im Friedrichstadt-Palast, sucht Berlinale-Chef Dieter Kosslick höchstpersönlich aus. Dieser Umstand verspricht eher kulinarisches Kino (eine ganze Reihe unter diesem Titel, mit Abendessen kombiniert, gibt es mittlerweile auch). Auch gelungene Hausmannskost findet hier...
Sechs auf einem Sofa. Und Sex hinter dem Sofa. Damit wären die Betriebsstrukturen in der «Cocka Hola Company» schon umrissen. Vorn, auf der Bühne, kuschelt das Kollektiv, rechts gluckst die Kaffeemaschine, links hüpft das Kind des Hauses auf den Kissen. Hinten, aus dem Off, stöhnt das Kollektiv, dort wird der nächste Pornofilm durchgehechelt. Von irgendetwas müssen...
Es beginnt schon im Programmheft zu Laurent Chétouanes Büchner-Inszenierung. Zwei Texte von Roland Barthes kreisen darin um den Zustand der Erschöpfung, des fundamentalen Überdrusses, davon, «von unserer Lebensweise, unserem Verhältnis zur Welt genug zu haben. ... Alles wiederholt sich, alles dreht sich im Kreis: die gleichen Aufgaben, die gleichen Begegnungen,...