Das Monster wird menschlich
Tim Staffel schreibt Richard neu.» Das ist eine seltsam klingende Notiz. Die ersten Reaktionen darauf waren freundliches Unverständnis und eine klärende Nachfrage, ob es sich nicht doch nur um eine weitere Neu-Übersetzung handelte. «Nein», antworteten wir wahrheitsgemäß, «ein neues Stück. Endlich ein ganz neuer Richard.»
Wie schon in seinen früheren Stücken «Jeanne» oder «Schloss» eignet sich Tim Staffel einen Stoff der literarischen Tradition ganz an, formt ihn um, modernisiert ihn, verschiebt Schwerpunkte.
Das Ergebnis dieser Arbeit ist ein eigenständiges Stück (Theater)Literatur, das durch seine kraftvolle Sprache lebendig wird. Das Bekannte bleibt kenntlich, aber man kann sich nicht dem wohligen Wieder-Erkennen des Gewohnten hingeben. Staffel verlegt die Geschichte aus dem 15. Jahrhundert in eine uns bekannte Gegenwart, er arbeitet den Menschen Richard hinter den Bildern heraus, die ihn seit fast 400 Jahren verstecken.
Die literarische Vorstellung vom letzten York-König sei kurz skizziert und bewertet: Richard York, Herzog von Gloucester, Soldat und Feldherr, Bruder Edwards IV., später König Richard III. In der Tradition nach Shakespeare ist er das Böse schlechthin. Ein ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Jahrbuch 2005
Rubrik: Neue Stücke der neuen Spielzeit, Seite 163
von Marcel Klett
Mit seinem Essayband «Das letzte Territorium», der 2003 auf Deutsch erschien, wurde Juri Andruchowytsch über Nacht bei uns bekannt. Es galt, ein neues Land – nicht nur auf der literarischen Landkarte – bei uns zu entdecken. Denn was wussten wir schon über die Ukraine, das zweitgrößte europäische Land, das 1991 in die Unabhängigkeit gelangte? Tschernobyl,...
Als seinen Lieblingsautor nennt Simon Stephens Raymond Carver, und er zitiert ihn im Interview mit dem Satz: «Als Schriftsteller muss man die Fähigkeit haben, die Welt mit offenem Mund und kindlichem Staunen zu betrachten.» Sein Lieblingsdramatiker ist Anton Tschechow, «denn er war der Auffassung, dass die Menschenliebe kommuniziert werden kann. Dass die kleinen...