Das Manifest des Kritikers
Hört her! Der Theaterkritiker hat ein Manifest geschrieben. Und was für eins. Es strotzt nur so von altbackenen Phrasen, von Unterstellungen und Bezügen, die mit unserer Zeit und dem Theater, das in ihr stattfindet, kaum noch etwas zu tun haben. Der Kritiker beklagt, dass das deutsche Theater an Gefühlsarmut, an arroganten und verblödeten Regisseuren und entmündigten Schauspielern kranke. Es erzähle keine Geschichten, sondern trage nur Ideologien vor sich her. Es sei schlicht auf den Hund gekommen.
Manifeste schreiben für gewöhnlich Künstler, das politische Manifest mal beiseite gelassen, zumindest war das mal so, bis in die sechziger, siebziger Jahre hinein. Noch früher gab es die Futuristen und Surrealisten, die Dadaisten und dann die Situationisten, in deren Umfeld später zornige und lustige Künstlergruppen wie «Die Spur» die bayerische Gaudi zum durchaus ernst gemeinten Leitfaden ihrer politischen und ästhetischen Provokationen machten. Es ging immer darum, hinter sich die Getreuen zu versammeln und auf einen einheitlichen Stil, eine gemeinsame Haltung, einen hassenswerten Feind einzustimmen. In den letzten Jahren und Jahrzehnten jedoch ist es rar geworden um die Gattung des ...
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Herrlich frech, dieser Einstieg. Tritt ein Komiker an die Rampe, faltet seine schlecht abgepuderte Visage zum Berufslächeln auseinander, zieht die unterste Schublade und schwelgt in Frauen- und Türkenwitzen der übelsten Sorte. Der Komiker heißt Thomas Mehlhorn, er spielt Daniel, die Hauptfigur in Michel Houellebecqs Roman «Die Möglichkeit einer Insel». Und er...