Das Drama der Virtuosin

Jutta Lampe war mehr als eine große Schauspielerin – ihr Leben umfasst ein Stück Theater- und Zeitgeschichte. Fotos, Kritiken und ein Gespräch aus über 40 Jahren auf der Bühne

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Wer Jutta Lampes Mascha in Tschechows «Drei Schwestern» 1984 an der Berliner Schaubühne gesehen hat, wird den Abschied von ihrem nicht mehr heimlichen Geliebten, dem Oberstleutnant Werschinin, kaum vergessen: Wie sie sich, alle Façon von Form und Inszenierung über Bord werfend, Otto Sander an den Hals klammerte, schrie, von den zwei Schwestern mehrfach mit aller Kraft weggerissen werden musste und schließlich bei lebendigem Leib erstarrte.

Da war die Kraft einer Schauspielerin zu erleben, die eine Aufführung an sich reißen und zumindest für den Moment auf den Kopf stellen konnte: Aus Peter Steins melancholisch-sentimentaler Elegie auf eine untergehende bürgerliche Tschechow-Welt wurde minutenlang ein unkontrollierbarer, zweifelsfrei lebendiger Augenblick. 

Jutta Lampes Berufsbiografie überspannt von den 1960er des alten bis in die Nuller Jahre des neuen Jahrtausends die Anfänge, Höhen und Abgründe einer Theateridee: von den platten Komödien am Spielort Böttcherstraße an Kurt Hübners Bremer Theater über die immer reflektierter forschende, philologische Literaturtheateranstalt von Peter Steins Berliner Schaubühne bis hin zu deren museal-klassizistischer Erstarrung in scheinbar ...

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Theater heute Februar 2021
Rubrik: Nachruf, Seite 29
von Franz Wille

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