6549 Biere
Wenn einer in die Eckkneipe wankt und lauthals «Ich bin nicht Hamlet!» nölt, dann wird es sich der Wirt zweimal überlegen, ob er ihm noch einen Schnaps gibt oder nicht. In der «Wartburg» in Jena aber schiebt Rolfe hinter der Theke gleich das Bier hin, und die Stammgäste warten nur darauf, dass der Monolog nun anhebt. Ob der von Heiner Müller ist oder sonstwem, egal: Hauptsache, hier wird rezitiert, und es kommt ein bisschen Stimmung in den tristen, ewig öden Kneipen-Nachmittag.
Der blinde (!) Schauspieler – einst engagiert in Halle, Gera oder war es doch in Meiningen, dann in den Orchestergraben gestürzt, seitdem engagementslos – tut es stoisch, sein Publikum dankt es ihm mit einem satten «Prost». Aber dass die Welt aus den Fugen ist, das muss man ihnen nicht auch noch eigens vordeklamieren – deshalb hockt man doch schließlich hier.
Vielleicht war das ja wirklich so in der «Wartburg», einer legendären Wirtschaft mit proletarischem Unterbau in Jena, die Sozialismus, Kapitalismus und den Ausverkauf der Werte relativ unbeschadet überstanden hatte, weil sie so eine Art Zeitkapsel war, in die nichts wirklich und wirksam eindringen konnte. Bis ihr vor kurzem ein neues Restaurant-Konzept ...
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Theater heute Februar 2021
Rubrik: Aufführungen, Seite 52
von Bernd Noack
Nun sind die Theater wieder geschlossen und niemand weiß, ob sie in diesem pandemischen Winter wieder ihre Türen werden öffnen können. Eine geeignete Sofa-Lektüre für Theaterliebende als Überbrückungshilfe: die bislang zweiteilige Reihe «Postdramatisches Theater in Portraits», die im Alexander Verlag erscheint. Kleine, handliche Bändchen für Liebhaber*innen und...
Dorothea Marcus Wie funktioniert es rein praktisch, in Corona-Zeiten in Belgien Intendant zu sein und in Köln zu wohnen?
Milo Rau Viel besser als ohne Corona in jedem Fall, weil man mehr zu Hause ist.
DM Die Familie freut sich – aber gilt das auch für das NT Gent?
Rau Unser Theater ist seit November geschlossen, wir proben nur. Die Saison beginnt Ende März, wir...
Sehr verehrte Damen und Herren, wenn ich hier stehen werde, das hatte ich mir vor Monaten geschworen, dann würde ich eine Rede halten, in der das Wort Corona überhaupt nicht vorkäme. Ich wollte gerne daran glauben, dass inzwischen die Gefahren und Schrecken dieses Jahres überwunden sein würden. Aber dem ist nicht so.
Wir wissen nicht, wir können nicht wissen, was...