Biografien basteln

Marianna Salzmann «Hurenkinder Schusterjungen» (U)

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Sie liebt Figurentriaden und hat nach «Muttersprache Mameloschn» (Großmutter, Mutter, Toch­ter), «Muttermale Fenster blau» (Großvater, Mutter, Sohn) und «Schwimmen lernen» (Ehemann, Ehefrau, Geliebte der Gattin) nun ein viertes dreiblättriges Kleeblatt in einem Stück zusammengeführt.

In «Hurenkinder Schusterjungen» treffen eine Frau und zwei Männer aufeinander. Tschech, Typ Althippie, hat etwas mehr vom Leben gesehen als die beiden anderen. Ali und Buchs zählen zu jenen Exemplaren der Generation Y, die unentschlossen zwischen allen Stühlen sitzen.

Buchs macht irgendwas mit Fotografie, Ali bedient im Speisewagen des ICE. Geht es ihr schlecht, verkriecht sie sich schon mal in der Gepäckablage. Embryonalstellung. Jetzt will sie zusammen mit Buchs von Tschech eine Wohnung mieten. In welchem Verhältnis die beiden stehen, ist nicht so ganz klar, da Ali sowohl mit ihrem Mitbewohner als auch dem Vermieter in der Kiste landet.

Drei einsame Wesen treffen sich in unübersichtlichen Zeiten: Hurenkinder und Schusterjungen eben, oder versprengte Wörter und Satzteile, die beim Zeitungs- oder Magazinumbruch die Ästhetik des Satzspiegels stören. Hätte Marianna Salzmann sich darauf beschränkt, das ...

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Theater heute April 2014
Rubrik: Chronik: NT Mannheim, Seite 58
von Jürgen Berger

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