Absolute Berufshingabe, quasi religiös

Peter Stein spricht über Jutta Lampe und die gemeinsame Zeit an der alten Schaubühne; über die Arbeit an Tschechow, Strauß, Gorki, Kleist, Ibsen, Racine – und das andere Theaterfamilienleben.

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Klaus Dermutz Herr Stein, können Sie sich noch daran erinnern, wie Sie Jutta Lampe zum ersten Mal auf der Bühne gesehen haben?
Peter Stein Ich habe sie nicht in einer Vorstellung gesehen. Als ich nach Bremen kam, war sie gerade dorthin zurückgekehrt. Sie war noch gar nicht in den ernsten Spielplan integriert, sondern bediente den Teil des Bremer Theaters, der eigentlich der erfolgreichste war, das Boulevardtheater in der Böttcherstraße.

Ich wurde auf eine Probe von Alfred Kirchner gelassen, der dort «Vater einer Tochter» oder «Mädchen in der Suppe» oder etwas in der Art inszenierte, und Frau Lampe stand in einer Telefonzelle und schob immer den Telefon­hörer in den Slip. Ich sah unendlich lange Beine, und sie hatte zu der Zeit, es war ja 1967, einen kurzen Ponyschnitt. Kirchner versuchte, ihr etwas zu sagen: «Du, Jutta, hör mal.» Darauf sie sofort: «Du, halt die Klappe, ja, halt die Klappe!» Ich war fix und fertig, ich war so etwas nicht gewöhnt. Ich kam von den Münchner Kammerspielen, da gab es so etwas nicht. Sie schrie sofort den Regisseur an: «Lass mich zufrieden, ich weiß, wie ich das mache!» Ich habe weiter gesehen, wie der Telefonhörer wieder aus dem Slip gezogen wurde und ...

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Theater heute Mai 2010
Rubrik: Akteure, Seite 42
von Klaus Dermutz

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