Zart und roh
Als Warm-up lässt sich diese kurze Drag-Show vielleicht am besten verstehen, die der Regisseur Ran Chai Bar-zvi seiner deutschen Erstaufführung von «Blutbuch» voranstellt. Gewissermaßen als Entrée in eine Welt, in der Männer expressiv geschminkt sind, hochtoupierte Perücken tragen, waghalsige Stöckelschuhe und extrem gut sitzende Frauenkleider. Die aus Berlin nach Hannover geladene Drag-Queen Olympia Bukkakis eröffnet diese Show im Ballhof-Café so herzzerreißend wie playback. Sie zeigt Bein, Glitzerfummel und ihre Liebe zum Schlager.
Fabian Dott und Nils Rovira-Muñoz aus dem Ensemble des Theaters tun es ihr bald nach, bevor es dann – etwas umständlich her- und übergeleitet – im eigentlichen Theaterraum weitergeht. Das Publikum soll und sollte nun eingestimmt sein auf eine Erzählung aus non-binärer Perspektive, so wie sie sich in Kim de l’Horizons mehrfach ausgezeichnetem Debüt «Blutbuch» offenbart.
Die mit weißer Folie ausgekleidete Bühne, ebenfalls von Ran Chai Bar-zvi entworfen, erinnert nicht zufällig an ein Fotostudio und gibt so vor allem Raum für Projektionen. Im wörtlichen Sinne, aber auch im übertragenen. Immer dann, wenn eine:r der drei Spieler:innen die ...
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Theater heute März 2024
Rubrik: Chronik, Seite 58
von Katrin Ullmann
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Herzlich willkommen in meiner Kolumne. Schön, dass Sie es in den zweiten Satz geschafft haben. Ich war mir bei dem Titel nämlich wirklich nicht sicher. Meinen inneren Zweifeln und verantwortungsbewussten Ansprüchen zum Trotz wollte ich ihn aber unbedingt stehen lassen. Denn in ihm spiegelt sich die Quintessenz dieser Kolumne. Warten Sie ab.
Im Dezember hörte ich...