Wolfgang Kralicek: Schussfahrt ins Repertoire
Dass das Verhältnis von Elfriede Jelinek zu Österreich gestört ist, hat noch nicht unbedingt etwas zu sagen. Es gibt wahrscheinlich keinen Staat auf der Welt, zu dem diese Autorin kein gestörtes Verhältnis hätte. Aber da Jelinek nun einmal hier geboren ist, arbeitet sie sich in ihren Texten eben an Vergangenheit und Gegenwart von Österreich ab. Stoff gibt es ja genug.
Die komplizierte Beziehung zwischen der Dramatikerin und ihrer Heimat sorgt immer wieder auch für die paradoxe Situation, dass Jelineks Stücke zwar von Österreich handeln, hier aber nicht gespielt werden.
Als Jörg Haiders FPÖ in der Regierung war, hatte die Autorin ein Aufführungsembargo verhängt; aus Angst vor zu heftigen Reaktionen wollte sie zunächst auch «Rechnitz (Der Würgeengel)» (2010) in Österreich nicht gespielt wissen.
Mit Verspätung haben nun aber sowohl «Rechnitz» als auch «Winterreise», beide an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt, ihre österreichischen Erstaufführungen erlebt. In Graz hat der Jelinek-erfahrene Michael Simon «Rechnitz» inszeniert, in Wien gab Stefan Bachmann mit «Winterreise» sein Jelinek-Debüt. Beide Inszenierungen sind – auf ganz unterschiedliche Weise – geglückt, beide sind auch ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Theater heute? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Theater-heute-Artikel online lesen
- Zugang zur Theater-heute-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Theater heute
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Theater heute Juni 2012
Rubrik: Aufführungen, Seite 6
von Wolfgang Kralicek
6./Mittwoch
20.15, arte: Auf der anderen Seite Spielfilm (2007), Buch und Regie Fatih Akin, mit Baki Davrak, Hanna Schygulla, Patrycia Ziolkowska u.a.
0.20, arte: Die Stille nach dem Schuss Spielfilm (1999) von Wolfgang Kohlhaase, mit Bibiana Beglau, Martin Wuttke, Nadja Uhl, Jenny Schily u.a., Regie Volker Schlöndorff
7./Donnerstag
22.45, ARD: Die zwei Leben des...
Es ist müßig, wie David Barnett den Nachweis führen zu wollen, dass Rainer Werner Fassbinders Bedeutung als Theaterregisseur ebenso bedeutend gewesen sei wie die als Filmemacher; zumal der englische Theaterwissenschaftler dann noch glaubt, Fassbinders wesentlichen Beitrag zum deutschen Nachkriegsdrama nicht nur in den Stücken selbst nachweisen, sondern auch «in den...
Ein ungarisch-österreichisches Grenzschloss bei Rechnitz Mitte des vergangenen Jahrhunderts atmet einen gewissen Stil. Die rautenbespannten Wände, die Reitstiefel in der Garderobe verbreiten gediegene Jagdschloss-Atmo, gleich kommt der Herr Graf um die Ecke und bittet zur Fuchsjagd. Stattdessen schauen fünf grinsend befrackte Schlossgespenster herein, edel...