«Wir waren politisch wirkungslos»
Immer wieder Dresden. Zwar haben sich jüngst die PEGIDA-Demonstrationen aufgelöst, doch die Keimzelle der in Großteilen rechtsextremen AfD war eben die dort versammelte Melange aus Frust und Fremdenhass, die sich ohne nennenswerte Gegenwehr der Zivilgesellschaft auf den Dresdner Straßen Raum nahm. Ebenso wie die offen neonazistischen Demonstrationen zum 13. Februar, dem Gedenktag an die Bombardierung der Stadt im Zweiten Weltkrieg. Mitten in diesen braunen Schockwellen steht das Staatsschauspiel als Trutzburg der Kunst, das sich zu diesem Außen irgendwie verhalten muss.
Unter dem Intendanten Holk Freytag war es die große Idee von Volker Lösch, dieses Außen nach innen zu holen, um zu schauen, worum es eigentlich geht, was da so gärt, und wie man in einen theatralen Verhandlungsprozess eintreten kann. Das Ergebnis waren fünfeinhalb Inszenierungen zwischen 2003 und 2015: «Die Orestie des Aischylos», «Die Weber» (und als Derivat «Die Dresdner Weber»), «Woyzeck», «Die Wunde Dresden» und schließlich «Graf Öderland / Wir sind das Volk». Das Besondere an diesen Inszenierungen: Es waren nicht nur Stückbearbeitungen, sondern es kam jeweils ein Bürgerchor zum Einsatz, der nicht nur Texte ...
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Theater heute Dezember 2024
Rubrik: Bücher, Seite 38
von Torben Ibs
Prolog inklusive, sind 77 Stückchen Welt und Wahn zu entdecken im schriftstellerischen Debüt von Veit Sprenger, der 1997 das Per -formance-Kollektiv «Showcase Beat Le Mot» mitbegründet hat und bis heute unterwegs ist mit dem Ensemble. 77 tatsächliche Welten sind versammelt, weil Sprengers Kurz- und Kürzest-Geschichten durchweg in irgendeiner Art von Realität...
Auf unserer Premierenparty von «Ödipus in der Giftfabrik. Eine kurze Geschichte des Artensterbens» in Magdeburg liefen wir wieder einem Apostel der FROHEN BOTSCHAFT in die Arme. Diesmal 1 Festivalkurator, der eine neue Arbeit von uns produzieren wollte: «Aber bitte, bitte diesmal was Positives!» Unsere Arbeit hatte ihm sehr gefallen, nur fand er sie zu negativ, zu...
Zum Auftakt drei irritierende Erlebnisse: Nach einer Inszenierung der «Perser» in Epidauros 2020 fiel – erstens – der Regisseur Dimitris Lignadis im Applaus vor der in vorderer Reihe sitzenden Kulturministerin auf die Knie und küsste ein Miniatur-Modell des Parthenon. Die Inszenierung war in der Deutung des Textes so nationalistisch, dass sie Aischylos’Mah -nung...
